Fox wird Bruch der «laizistischen Verfassung» vorgeworfen
Ciudad de Mexico, 1.8.02 (KAP) Sprecher der mexikanischen Oppositionsparteien haben Präsident Vicente Fox wegen seines Verhaltens beim Papstbesuch in Mexiko scharf kritisiert. Der Sprecher der Senatsfraktion der PRD, Jesus Ortega, sagte, die Tatsache, dass Fox den Ring des Papstes geküsst habe, sei «übertrieben und unklug» gewesen. Andere Sprecher oppositioneller Partein sprachen von einer «pharisäischen Geste» und warfen Fox vor, er habe die Anwesenheit des Papstes für die Aufbesserung seines Images ausnutzen wollen. Der Sprecher der Senatsfraktion der früheren Regierungspartei PRI, Enrique Jackson, erklärte, mit seiner Geste gegenüber dem Papst habe Fox mit der laizistischen Verfassung Mexikos gebrochen. Nach der Ideologie der laizistischen Parteien Mexikos - die ab 1865 mehr als 130 Jahre hindurch die Geschicke des Landes in Händen hielten - existiert die katholische Kirche offiziell nicht. Insbesondere in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts war Mexiko Schauplatz einer grausamen Kirchenverfolgung durch bürgerlich-liberale Kräfte, deren Erben die heutigen Oppositionsparteien sind.
Ungeachtet der Kritik traf Fox am Mittwochabend (Ortszeit) abermals mit Papst Johannes Paul II. zusammen. Bei einer Audienz in der Apostolischen Nuntiatur ging es nach Angaben eines Präsidentensprechers um die Lage der indigenen Bevölkerung, die Überwindung der Armut und die Situation der mexikanischen Auswanderer in den Vereinigten Staaten. Zu dem Treffen kam auch die zweite Ehefrau des Präsidenten, Marta Sahagun, in die Nuntiatur. Sie war ebenso wie Fox vor ihrer jetzigen Ehe bereits einmal verheiratet.
Kathpress
1. august 2002