Synode im Vatikan soll Verbesserungsvorschläge erarbeiten
"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel
Vatikanstadt, 14.10.01 (KAP) Nach einem zweiwöchigen Reden-Marathon ist die Weltbischofssynode im Vatikan in eine neue Beratungsphase eingetreten. In diesem zweiten Abschnitt sollen die Synodalen sich konkreter dazu äußern, wie Selbstverständnis und Außenwirkung der katholischen Bischöfe in den kommenden Jahren verändert werden könnten.
Der Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, fasste am Freitagvormittag in einem langen Vortrag die Trends der bisher mehr als 230 Redebeiträge im Plenum der Synode zusammen. Zugleich formulierte er einen zehn Punkte umfassenden Fragenkatalog, der in den kommenden Tagen von den nach Sprachen unterteilten Arbeitsgruppen der Synode behandelt werden soll. Im Bericht Bergoglios wird ausführlich auch die Forderung einiger Synodenväter nach einer Reform oder Ergänzung der bisherigen Bischofssynoden erwähnt. Das bisherige Synoden-Verfahren mit vierwöchigen Versammlungen, die etwa im Rhythmus von zwei bis drei Jahren tagen, war von manchen Bischöfen als zu zeitaufwendig und als wenig effektiv kritisiert worden.
In dem Zehn-Punkte-Katalog bittet die Synodenleitung die Teilnehmer der Sprachgruppen, einige bislang noch vage Anregungen genauer zu fassen, die im Laufe der ersten beiden Synodenwochen wiederholt vorgebracht wurden. Viele dieser Anregungen zielen darauf ab, vor allem die geistlich-religiöse Grundlage des Bischofsamtes neu zu begreifen.
Das Bild des Bischofs als geistliche Größe ist in der Gegenwart weniger klar als das des einfachen Priesters oder des Papstes. Ein Symptom für die noch immer relativ unklare Rolle des Bischofs im Gefüge der kirchlichen Ämter ist die Tatsache, dass in den Beiträgen der ersten beiden Wochen wiederholt versucht wurde, das Bischofsein entweder über die Teilhabe am päpstlichen Leitungsamt oder über gemeinschaftliche Verantwortung des Bischofskollegiums zu definieren. Eine eigenständige Vision des Amtes der Apostelnachfolger wurde bislang nur in groben Zügen angedeutet.
Bergoglio forderte die knapp 300 Synodalen deshalb dazu auf, in der zweiten Synodenhälfte konkrete Vorschläge zu machen. So solle etwa erklärt werden, wie die Rolle des Bischofs als Träger des Lehramtes in seiner Ortskirche aussehen könne. Ferner bat er darum, sich darüber zu äußern, was eigentlich die besondere Spiritualität des Bischofs ausmache und wie Bischöfe sich verhalten müssten, damit sie ein Vorbild an gelebter Armut werden. Zwei weitere Fragen zielen auf praktikable Vorschläge für die vielfach geforderte Verstärkung des "Gemeinschaftsbandes", das die Bischöfe untereinander sowie mit dem Papst verbindet.
Neben diesen Fragen nach dem künftigen Selbstverständnis regte Bergoglio auch einige praktische Überlegungen für die Verbesserung des bischöflichen Wirkens in Kirche und Gesellschaft an. Diese Überlegungen betreffen die innere Organisation der bischöflichen Ordinariate, aber auch die Verbindung mit den Priestern sowie die Förderung des Priesternachwuchses. Schließlich solle die Synode darüber diskutieren, wie die Seelsorge organisiert werden müsse, damit sie den Anforderungen in den heutigen Mega-Städten gerecht werden kann.
Die bei der Versammlung im Vatikan wiederholt angeregte Reform der Synodenarbeit selbst wurde nicht in den Fragenkatalog aufgenommen, da sie die Kompetenz der Versammlung überschreite. Bergoglio betonte, über den Wert der Synode als Instrument der kollegialen Mitsprache bestehe ein Konsens. Es sei aber denkbar, dass künftig über andere Formen der Kollegialität, etwa Beratungen des Papstes mit den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen über bestimmte Themen, nachgedacht werden könne.
Kathpress
14. oktober 2001