Hopp til hovedinnhold
Publisert 1. oktober 2001 | Oppdatert 1. oktober 2001

Internationale Krise begleitete Johannes Paul II. auch auf seiner Reise in den Vorderen Orient - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Jerewan, 26.9.01 (KAP) Die internationale Krise im Gefolge der Terroranschläge in den USA hat Papst Johannes Paul II. auch in Armenien begleitet. Am Dienstagmorgen verabschiedete sich der Papst auf dem Flughafen von Astana in einer optimistischen Abschiedsrede von Präsident Nursultan Nazarbajew. Er erinnerte darin das kasachische Volk an dessen besondere Chance, eine Brücke zwischen Asien und Europa und vor allem zwischen Christentum und Islam zu sein.

Währenddessen verbreitete der amerikanische Fernsehsender CNN weiterhin die Meldung, dass Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls am Vortag Verständnis des Heiligen Stuhls für eine US-Militäraktion im "Krieg gegen den Terror" signalisiert habe. Zugleich berichtete der Sender, Nazarbajew habe den USA logistische Unterstützung auch in Form von Militärbasen zugesagt. Der Kontrast zwischen der Friedensrhetorik des Papstes bei seinen öffentlichen Auftritten in Kasachstan und den eher realpolitischen Äußerungen sowohl seines Sprechers als auch seines Gastgebers war augenfällig.

Der Privatsekretär des Papstes, Bischof Stanislaw Dziwisz, äußerte sich während des Weiterflugs nach Armenien vor Journalisten sibyllinisch zu den verwirrenden Botschaften. Auf die Frage, ob Navarro mit seinem Wort vom "Verständnis" für US-Aktionen wirklich die Meinung des Papstes wiedergegeben habe, bemerkte er, da müsse man Navarro fragen. Der Papst selbst habe, so Dziwisz weiter, am vergangenen Sonntag beim Angelusgebet in Astana gesprochen. In dieser Ansprache hatte der Papst öffentlich zum Gebet für den Erhalt des Weltfriedens aufgerufen. Luigi Accattoli, Vatikan-Experte des "Corriere della Sera", wertete die unterschiedlichen Aussagen als ein Indiz dafür, dass der Vatikan sich vor allem mit Blick auf die vielen Millionen amerikanischen Katholiken darum bemühe, einer allzu "pazifistischen" Lesart der Friedensappelle des Papstes gegenzusteuern.

Bei seiner Ankunft in Jerewan wurde der Papst gleich in den ersten Minuten abermals mit Fragen von Krieg und Frieden konfrontiert - und das, obwohl die Visite in Armenien eigentlich ausschließlich der ökumenischen Brüderlichkeit zwischen der armenischen und der katholischen Kirche gewidmet sein sollte. Doch dann war es das Oberhaupt der armenischen Kirche, Katholikos-Patriarch Karekin II., der in seiner Begrüßungsrede nach einer freundlichen Ansprache des armenischen Präsidenten Robert Kotscharian die politischen Akzente setzte. Zunächst lobte er mit anerkennenden Worten den Stand der Beziehungen zwischen den beiden Kirchen, um dann unvermittelt ins Politische zu wechseln. Der Katholikos machte unmissverständlich deutlich, dass die Armenier nicht bereit seien, ihre Gebietsansprüche im Krieg mit Azerbaidschan aufzugeben. Er sprach kämpferisch von der Unabhängigkeit der "Republiken Armenien und Arzach" (Berg-Karabach).

Um diese Region führten christliche Armenier und islamische Azeris im vergangenen Jahrzehnt einen langen, blutigen Krieg mit bislang 35.000 Todesopfern. Ein Friedensvertrag steht bis heute aus, allerdings sind die Kampfhandlungen 1997 durch einen provisorischen Friedensvertrag zum Stillstand gekommen. Auf armenischen Landkarten ist das im Krieg annektierte Gebiet zwischen Armenien und der Enklave Berg-Karabach bereits dem armenischen Territorium zugeschlagen worden.

Zu den schwierigen Verhältnissen zwischen Armenien und seinen Nachbarn äußerte sich der Papst an seinem ersten Tag in der Kaukasusrepublik nur mit vagen Andeutungen. In seiner Rede am Flughafen forderte er seine armenischen Gastgeber mit freundlichen Worten auf, alles zu tun, um Frieden in der Region zu verwirklichen. Bei einer kurzen ökumenischen Gebetsfeier zur Begrüßung des Papstes in der Kathedrale von Etschmiadzin, dem Sitz des Katholikos, sprach Johannes Paul II. am Dienstagmittag von "den Leiden und dem Blutvergießen der Vergangenheit und Gegenwart" und davon, dass die Geschichte dies als Preis für das Festhalten der Armenier an ihrem Glauben gefordert habe.

Feierlich und freundschaftlich war der Auftakt des knapp dreitägigen Papstbesuches in Armenien, mit dem Johannes Paul II. die Annäherung zwischen der Kirche von Rom und der armenischen Schwesterkirche voranbringen will. Als ungewöhnliche Geste war das Oberhaupt der weltweit rund acht Millionen armenischen Christen - Karekin II. - schon an den Flughafen gekommen, wo üblicherweise nur der Staatspräsident des Gastlandes den Papst als Staatsoberhaupt des Vatikans begrüßt. Der protokollarisch steife Rahmen an diesem Ort sorgte jedoch dafür, dass Gesten der Sympathie und der menschlichen Nähe zwischen den beiden Kirchenoberhäuptern zunächst nicht gezeigt werden konnten.

Das änderte sich, als Johannes Paul II. seinen "Antrittsbesuch" in der Kathedrale im Etschmiadzin machte, wo er eine erste Erklärung zum Stand der Einheit zwischen beiden Kirchen verlas und beide Oberhäupter nach einem Gebet des Katholikos die Menge gemeinsam segneten. In fast "schwärmerischen" Tönen schilderte der Papst die Annäherung der beiden uralten Kirchen, die insbesondere Karekins Vorgänger, Karekin I., mit seinen Besuchen in Rom vorangetrieben hatte.

Bei einem zweiten Treffen am Nachmittag, diesmal im Apostolischen Palast, ging es wiederum ausgesprochen herzlich zu. Geschenke wurden ausgetauscht, der Papst scherzte. Für Aufsehen sorgte die Anwesenheit eines prominenten Armeniers im Apostolischen Palast: Der Chansonnier Charles Aznavour war ebenfalls gekommen, um den Papst aus Rom zu sehen.

Die Themen, die beide Kirchenoberhäupter bei ihrer langen Vier-Augen-Unterredung besprachen, blieben zunächst im Dunkeln. Möglicherweise erwähnten sie aber einen anderen Gast des Katholikos, der erst am Sonntag abgereist war und in denselben Räumen beherbergt wurde, in denen sich jetzt der Papst aufhält: Der russisch-orthodoxe Patriarch Aleksij II. Mit der orthodoxen Moskauer Schwesterkirche unterhält die armenische Kirche ähnlich freundliche Beziehungen wie mit Rom, weshalb die zahlenmäßig kleine, aber unter den Ostkirchen hoch geachtete armenische Kirche in der Ökumene eine Art Vorreiter- und Mittlerrolle einnimmt.

Das enge Miteinander von Papst und Katholikos wird während des gesamten Besuchs in Armenien vom Protokoll unterstrichen: So wohnt Johannes Paul II. als erster Papst der neueren Geschichte im Palast eines anderen Kirchenoberhauptes. Und bei allen Gottesdiensten treten Papst und Katholikos gemeinsam auf und segnen gemeinsam die Menschen. (forts)

K200106043
25. september 2001

Mer om: