In Russland wird das Szenario einer Abspaltung der sechs griechisch-katholisch geprägten westukrainischen Provinzen entworfen
Moskau, 30.3.01 (KAP) Im Vorfeld des geplanten Papstbesuchs in die Ukraine nehmen die Warnungen aus Russland zu. Gewarnt wird nicht zuletzt vor einer Sezession der sechs westlichen ukrainischen Provinzen mit der Metropole Lwiw (Lemberg). Diese in religiöser Hinsicht "Rom-orientierten" Provinzen könnten ihre staatliche Unabhängigkeit erklären, so das russische Radio.
Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Aleksij II. von Moskau, warnte in einem Vortrag am Donnerstag, die für Juni geplante Reise Papst Johannes Pauls II. in die Ukraine würde die Spannungen zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und dem Vatikan weiter verstärken. Aufhorchen ließ gleichzeitig eine Analyse des russischen staatlichen Radios, in der die Möglichkeit eines Auseinanderbrechens der Ukraine in drei Bestandteile skizziert wurde: im Osten das russischsprachige Gebiet, in der Mitte eine moskaufreundliche Region mit den Metropolen Kiew und Odessa und im Westen sechs "nationalistische, Rom-orientiere" Provinzen.
In der russisch-orthodoxen Kirche wird schon seit längerem vor einem völligen Verlust der Westukraine gewarnt. Seit einem Jahrzehnt ist hier die unter Stalin in die russische Orthodoxie zwangseingegliederte, mit Rom unierte ukrainisch-katholische Kirche wieder offiziell tätig. Sie ist die Mehrheitskirche in den sechs Westprovinzen und hat hier fast alle 1946 verlorenen Gotteshäuser wieder in Besitz genommen.
Kathpress
30. mars 2001