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Publisert 23. desember 2000 | Oppdatert 23. desember 2000

Wiener Alterzbischof in «Tablet»-Interview: Frage nach dem Verhältnis zu Andersgläubigen wird für Christen im dritten Jahrtausend eine der wichtigsten Fragen - Diskussion um Vatikan-Dokument «Dominus Iesus» zeigt: Dialog mit anderen Kirchen und Religionen braucht Sprache, die auch das gläubige Volk versteht

London, 22.12.00 (KAP) Die katholische Kirche soll nach Ansicht von Kardinal Franz König neue Brücken zu den anderen Weltreligionen schlagen. Das Zweite Vatikanische Konzil, namentlich die zentralen Passagen der Konstitution «Lumen Gentium», biete dafür die Eckpfeiler. In dem Dokument werde - so König in einem Interview mit der englischen katholischen Zeitschrift «Tablet» - klar festgehalten: «Wer das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus ehrlichem Herzen sucht, kann das ewige Heil erlangen». Weiter werde betont, dass Gott auch denen das zum Heil Notwendige nicht verweigert, «die ohne Schuld noch nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gelangt sind, jedoch ein rechtes Leben zu führen sich bemühen». Diese Lehre des Konzils sei «eine feste Basis für den interreligiösen Dialog».

In dem Zusammenhang meint der Wiener Alterzbischof zur umstrittenen Vatikan-Erklärung «Dominus Iesus», er habe Verständnis für das Bemühen der Glaubenskongregation, die Einheit der Kirche zu schützen. Um aber ablehnende Reaktionen gegen das Dokument zu vermeiden, hätte man einen wesentlichen Punkt in die Überlegungen einbeziehen müssen: Die Welt habe sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. König wörtlich: «Als ich jung war, konnte ich über andere Religionen nur in Büchern lesen. Nun leben die Partner des interreligiösen Dialogs als Nachbarn und Kollegen unter uns. Wir müssen uns fragen, was es heißt, ein Katholik unter so vielen Andersgläubigen zu sein. Das wird eine der wichtigsten Fragen im dritten Jahrtausend sein». Man müsse den Menschen Hilfen bieten, diese schwierige Frage für sich zu beantworten.

Kardinal König verteidigt in dem Interview ausdrücklich die Aussage von «Dominus Iesus», dass nach der Lehre der Kirche die Offenbarung «vollständig und abgeschlossen» ist. Es bleibe aber eine wichtige Frage: «Haben wir alles verstanden, was geoffenbart worden ist?» Man könne nicht ausschließen, dass sich «neue Einsichten» und neue Interpretationen der Offenbarung ergeben. Gerade jene, die im Dialog mit den anderen Weltreligionen engagiert sind, spürten dies. Alle Religionen versuchten Antworten auf Ursprung, Ziel und Sinn des menschlichen Lebens. Die katholische Theologie werde heute hauptsächlich von «westlichen» Theologen betrieben, und es stellt sich laut König die Frage, ob sie «genug wissen über die nicht-westlichen Geisteshaltungen, etwa in Asien».

Die Debatten um «Dominus Iesus» hätten auch mit der theologischen Sprache, besonders der Sprache vatikanischer Dokumente, zu tun, betont Kardinal König. Sie vermittelten oft den Eindruck, «unpersönlich und kalt» zu sein. Sie seien nicht auf einen persönlichen Kontakt oder einen Dialog angelegt, ihre Sprache werde «von Theologen gepflegt und ist an Bischöfe und Theologen gerichtet, und sie ist von anderen Menschen ohne die notwendige Vorbereitung nicht leicht zu verstehen». Rom habe - so der Kardinal - inzwischen selbst eingeräumt, nicht mit einer solchen weltweiten Reaktion auf das Dokument gerechnet zu haben.

Die Fragen des interreligiösen und des ökumenischen Dialogs sollten daher nach den Worten Königs «auf zwei unterschiedlichen sprachlichen Ebenen» diskutiert und abgehandelt werden. Man brauche «eine Sprache für das gläubige Volk und die Medien, und eine andere für die Theologen»; ansonsten komme es unweigerlich zu Missverständnissen und Problemen, wie es bei «Dominus Iesus» der Fall war. Kardinal König: «Was wir wirklich brauchen, ist eine Art 'Groschen-Katechismus' für Erwachsene, verständlich und einfach». Denn die Unwissenheit über den Glauben sei groß.

In dem Interview wird König auch zu seiner Bewertung der Aussagen von «Dominus Iesus» über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den anderen christlichen Kirchen befragt. In dem Vatikan-Schreiben heißt es unter anderem, jene Kirchen, die nicht über die apostolische Sukzession verfügen und die nicht die gültige Eucharistie bewahrt haben, seien «nicht Kirchen im eigentlichen Sinn»; diese Aussage hatte zu heftigen Reaktionen aus den anderen Kirchen geführt. «Dominus Iesus» beruft sich in seiner Argumentation ausdrücklich auf die Konzilserklärung «Lumen Gentium», in der es heißt, die eine Kirche Christi sei in der katholischen Kirche «verwirklicht» («subsistit in»).

Der Wiener Alterzbischof meint dazu, schon für das Konzil sei dies eine sehr schwierige Frage gewesen. Man wollte mit dem Ausdruck «subsistit» sagen, dass die katholische Kirche die «Mutter aller Kirchen» ist - ohne damit die anderen Kirchen beleidigen zu wollen. Die anderen Kirchen haben nach ihrer Entstehung eigenständige Entwicklungen genommen. Der Dialog heute mit ihnen beziehe sich auf diese ihre gesamte Tradition.

Kathpress
22. desember 2000

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