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Publisert 1. november 1999 | Oppdatert 1. november 1999

Jubel in Augsburg über "Meilenstein auf dem Weg zur Einheit"

Die Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" hat Katholiken und Lutheraner einander nähegebracht - "Kathpress"-Korrespondentenbericht aus Augsburg von Jörg Hamann

Augsburg, 1.11.99 (KAP) Manchem Kirchenmann standen die Tränen in den Augen, als Katholiken und Lutheraner in der Augsburger St. Anna-Kirche gemeinsam das "Großer Gott wir loben Dich" sangen -auf Deutsch und auf Englisch. Kurz zuvor hatten die kirchlichen Würdenträger einander umarmt und kräftig die Hände geschüttelt. Minutenlanger Beifall begleitete die Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre". Das Dokument beendet einen 450-jährigen Streit über die Frage, wie der sündige Mensch von Gott gerettet wird. Darüber und über die Ablass-Praxis kam es in der Reformationszeit zum Bruch in der westlichen Kirche.

Am Reformationstag 1999 kamen katholische und lutherische Kirchenvertreter aus allen Kontinenten zusammen, um zu dokumentieren, dass die Gemeinsamkeiten zwischen ihnen größer sind als das Trennende. 35 Jahre lang hatten Theologen beider Seiten ökumenische Vorarbeit geleistet. Schließlich schafften sie es - mit der Hilfe des Heiligen Geistes, wie in Augsburg betont wurde - einen "Konsens in Grundfragen" der Rechtfertigungslehre zu formulieren, der die Unterschiede nicht überspielt. Wörtlich heißt es in dem Dokument: "Wir bekennen gemeinsam, dass der Mensch im Blick auf sein Heil völlig auf die rettende Gnade Gottes angewiesen ist."

Einhellig wurde in Augsburg das Ökumene-Dokument als "Meilenstein" auf dem Weg zur Einheit der Kirchen bewertet. Die evangelische Seite drängte erneut darauf, dass es nun praktische Konsequenzen in Richtung auf ein gemeinsames Abendmahl geben solle. Die katholischen Vertreter betonten, dem ersten Schritt müssten weitere ökumenische Gespräche folgen, die noch bestehende Unterschiede in der Auffassung des kirchlichen Amtes und der Sakramente ausräumen sollten. Wenig zu spüren war bei den Feierlichkeiten vom monatelangen Protest evangelischer Theologen gegen das Dokument. Die Gegner von rechts und links hielten sich am Festtag zurück.

Augsburg, die Stadt der Ökumene, erlebte ein historisch einmaliges Ereignis. Bischof Christian Krause, Präsident des Lutherischen Weltbundes, sprach davon, dass beide Konfessionen nach Jahrhunderten erstmals wieder "gemeinsamen Boden betreten" hätten. Seite an Seite waren katholische Kardinäle, evangelische Bischöfe und Bischöfinnen, Prälaten, Ordensmänner, evangelische Pastoren und Laienvertreter beider Kirchen durch die Augsburger Innenstadt vom katholischen Dom zur evangelischen St. Anna-Kirche gezogen - begleitet von geistlicher Posaunenmusik.

Die mehr als 1.500 Teilnehmer sangen bei strahlendem Sonnenschein und starkem Herbstwind Kirchenlieder und sprachen Gebete. Das Bild der Prozession war farbenfroh: Eine indische Pfarrerin hatte ihr liturgisches Gewand angelegt. Bischof Krause ging im schwarzen Lutherrock mit Beffchen neben Kardinal Edward Idris Cassidy, dem Präsidenten des Päpstlichen Rats für die Einheit der Christen, im Kardinals-Purpur.

Bei allem Jubel über die Gemeinsamkeit wurde in Augsburg auch der Opfer der Kirchenspaltung gedacht. Das sind die Toten und Verletzten der Religionskriege genauso wie jene Menschen, die heute noch unter den geltenden Einschränkungen leiden müssen, zum Beispiel konfessionsverschiedene Eheleute. Bischof Krause bat Gott um "neue Kraft zur Versöhnung" und um "Mut zum Frieden". Als die Unterschriften unter die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre gesetzt waren, machten sich in der St. Anna-Kirche Erleichterung und sogar Jubel breit.

Viele sehen in dem ökumenischen Schritt ein "Zeichen der Hoffnung". Papst Johannes Paul II. nannte die Augsburger Einigung zur selben Zeit in Rom einen "Meilenstein auf dem nicht leichten Weg der Wiederherstellung der vollen Einheit unter den Christen". Und auch Martin Luther müsste wohl angesichts dieses Ereignisses im Stammland der Reformation Konsequenzen ziehen. 1531 schrieb der Reformator nämlich, er würde dem Papst "nicht nur seine Füße küssen, sondern ihn auf Händen tragen, wenn wir nur erreichen könnten, dass Gott allein durch die Gnade rechtfertigt". Eben das steht in der Gemeinsamen Erklärung. (ende)

K199906248

KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)

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