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Publisert 12. november 2003 | Oppdatert 6. januar 2011

Weiterhin wenig Chancen für Papstbesuch in Moskau

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Rom, 4.11.03 (KAP) Schon im Vorfeld seines Vatikan-Besuchs hat Wladimir Putin Spekulationen gedämpft, seine Romreise könnte dem kranken Papst den Weg nach Moskau ebnen. Ziel des Besuches sei «nicht so sehr, dazu beizutragen, dass der Papst nach Russland kommen kann, als vielmehr die Vereinigung der Christen durch geeignete Schritte zu fördern», erklärte er von sich aus in einem Interview mit italienischen Journalisten. Eine solche Einheit der Christen wäre für sein Land ein wesentlicher Beitrag zur Integration in Europa, lieferte der Kreml-Chef zugleich die politische Begründung.

Somit dürfte Putin auch bei seinem zweiten Besuch im Vatikan am Mittwochnachmittag - nach dem von 2000 - keine Einladung an seinen Gastgeber zu einem Besuch in Moskau aussprechen. Dabei hatten manche aus dem freundlichen Glückwunsch des russischen Präsidenten zum Silbernen Pontifikatsjubiläum das Signal herausgelesen, für den Herzenswunsch Johannes Paul II. gebe es noch eine Chance. Allseits geträumt wird, dass es doch noch zum Kirchengipfel des 83-jährigen römischen Papstes mit seinem kranken orthodoxen Amtskollegen Aleksij II. auf russischem Territorium kommt. Aber offensichtlich hält das in dieser Frage ausschlaggebende Moskauer Patriarchat die Zeit für noch nicht reif zu einer solchen Begegnung.

Aber auch ohne die Perspektive auf eine neue Moskau-Einladung für den Papst - unabhängig davon, ob Johannes Paul II. sie aus gesundheitlichen Gründen annehmen könnte - ist ein Besuch des Kreml-Chefs im Vatikan von großer Bedeutung. Die Liste der Themen ist lang, die der Papst und sein Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano mit Putin ansprechen wollen. International dürfte es neben der Weltlage besonders um den Friedensprozess im Nahen Osten gehen, für den manche derzeit wieder Hoffnungsstreifen am Horizont erkennen wollen.

Vor allem aber dürften die bilateralen Beziehungen bei den Gesprächen im Vatikan eine Rolle spielen. Das Verhältnis zwischen Vatikan und Moskauer Patriarchat ist und bleibt gespannt, auch wenn die schlimmsten Turbulenzen um die Errichtung von vier katholischen Diözesen in Russland inzwischen abgeebbt sind. Moskau wirft der katholischen Kirche seit der «Wende» von 1989 verstärkt Unterstützung der als unliebsame Konkurrenz betrachteten unierten katholischen Ostkirchen und aggressive Missionsarbeit auf traditionell orthodoxem Territorium. Solange es hier keine Lösung gebe, bestehe keine Grundlage für ein Treffen des Patriarchen mit dem Papst, heißt es regelmäßig aus Moskau, wenn auch mit gelegentlich wechselndem Akzent.

An diesem Punkt will Putin Vermittlerdienste anbieten, wenn auch aus eigenem, politischen Interesse. Für ihn ist eine Annäherung der christlichen Kirchen, bessere Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirche zu denen des Westens, ein nicht unwesentlicher Beitrag zur Annäherung seines Landes an Europa.

Anlass der zweitägigen Rom-Reise des Kremlchefs sind bilaterale Gespräche mit der italienischen Regierung, vor allem aber das Gipfeltreffen EU-Russland. Zwischen diesen beiden Teilen - protokollarisch getrennt - liegt der Besuch im Vatikan.

Von einer Verbesserung der religiösen Beziehungen erwartet Putin sich eine zusätzliche politische Annäherung an Europa. Umgekehrt möchte der Vatikan von der politischen Vermittlung der russischen Großmacht in Regionen profitieren, die ihm besonders am Herzen liegen, etwa im Heiligen Land.

In die konkreten Streitfragen zwischen Katholiken und Orthodoxen will und kann der Politiker sich freilich nicht einschalten. Immerhin stellt die orthodoxe Kirche in Russland einen beachtlichen Machtfaktor da, auf den der Kreml-Chef Rücksicht nehmen muss.

Kathpress
4. november 2003