Zeithistorikerin Weinzierl bereitet Buch über die Wiener Publizistin Irene Harand vor, die aus christlicher Motivation gegen den Rassenwahn der Nationalsozialisten gekämpft hatte
Wien, 20.2.03 (KAP) Im Hinblick auf die Diskussion um den wiederaufgetauchten Brief der Philosophin, Konvertitin und Märtyrerin Edith Stein an Papst Pius XI. erinnerte die Zeithistorikerin em. Prof. Erika Weinzierl am Donnerstag im Gespräch mit «Kathpress» an die Parallelsituation in Österreich. Ebenso wie in Deutschland, sei auch in Österreich der christliche Widerstand gegen den Judenhass der Nationalsozialisten nicht von «oben», sondern von «unten» gekommen: «Bei den Bischöfen war die Judenfrage hingegen kein Thema - oder wenn, dann ein negatives». Weinzierl erwähnte das aus christlicher Motivation gespeiste Engagement Irene Harands (1900-1975) aus Wien. Sie arbeite gerade an einem Buch über Irene Harand, so die Zeithistorikerin.
Irene Harand, 1900 in Wien geboren und in der katholischen Kirche aktiv tätig, bekämpfte bereits in den dreißiger Jahren aus christlicher Motivation den wachsenden Antisemitismus. 1933 gründete sie die «Harand-Bewegung» als «Weltbewegung gegen Rassenhass und Menschennot».
Harands intensive Vortrags- und Werbetätigkeit führte sie in zahlreiche europäische Länder. Bekannt wurde ihr Buch «Sein Kampf - Antwort an Hitler» (1935). 1938 zur Emigration gezwungen, lebte Irene Harand in New York. Tausende österreichische Juden verdanken ihr die Möglichkeit zur Emigration in die USA. Harand war Mitbegründerin des «Free Austrian Movement».
Nach dem Krieg war Irene Harand maßgeblich am Aufbau und der Pflege der kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und Amerika beteiligt; sie gründete unter anderem das «Österreichische Institut» in New York, den Vorläufer des bestehenden Kulturinstituts.
1969 wurde Irene Harand vom Staat Israel geehrt, 1971 wurde sie mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Sie starb im Februar 1975 in New York.
Kathpress
20. februar 2003