Ciudad de Guatemala, 30.7.02 (KAP) Johannes Paul II. hat erstmals in der Kirchengeschichte auf zentralamerikanischem Boden eine Heiligsprechung vorgenommen. Bei einem Gottesdienst im Hippodrom von Ciudad de Guatemala erhob er am Dienstag den von den Kanarischen Inseln stammenden Ordensgründer Pedro de San Jose de Betancur zur Ehre der Altäre. An der Feier nahmen mehr als 700.000 Menschen aus Guatemala und den Nachbarländern teil. Auch die Staats- und Regierungschefs der Nachbarländer waren anwesend. Die Gläubigen bereiteten dem Papst, der eigens zu der Heiligsprechung nach Guatemala gekommen war, einen begeisterten Empfang.
Viele Gottesdienstteilnehmer hatten tagelange Anreisen hinter sich und warteten bereits seit dem Vortag auf dem Gelände der Pferderennbahn, um den Papst zu sehen. Johannes Paul II. wurde auf seiner fünf Kilometer langen Fahrt im Papamobil von seiner Residenz zum Gottesdienst-Gelände von Zehntausenden in volksfestartiger Stimmung bejubelt. Auf der gesamten Strecke hatten die Bewohner für den Gast aus Rom als Zeichen der Verehrung selbst verfertigte Teppiche auf den Straße ausgelegt. Beim Gottesdienst, in dem neben kastilisch auch Maya-Sprachen gebraucht wurden, trug der Papst eine Mitra mit indianischen Ornamenten.
Papst betont Rechte der Indios
In seiner Predigt begrüßte der Papst nach den Bischöfen und Präsidenten aller zentralamerikanischen Staaten besonders die Indios, die in Guatemala die Mehrheit der Bevölkerung stellen. «Der Papst vergisst euch nicht, er bewundert die Werte eurer Kulturen», erklärte Johannes Paul II. Zugleich rief er die Indios auf, ihre durch Benachteiligung gekennzeichnete gesellschaftliche Situation zu überwinden und am gemeinsamen Wohl des Volkes mitzuwirken. «Ihr verdient jeden Respekt und habt ein Recht auf Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden», rief der Papst unter dem Beifall der Menge.
Den Einsatz des Heiligen Pedro de San Jose de Betancur für die Armen stellte der Papst als Vorbild für die Rolle der Kirche auch in der gegenwärtigen Gesellschaft dar. Er betonte, dass «Hermano Pedros» Engagement für den Nächsten seinen Ursprung in seiner religiösen Überzeugung und in einem tiefen Gebetsleben gehabt habe. Alle christlichen Gemeinschaften müssten daher zuerst Orte des Gebets sein. Die drängende Forderung des Heiligen nach Nächstenliebe gelte heute den Straßenkindern, den verstoßenen Frauen, den Alten, den Menschen in den Slumgebieten sowie den Opfern von Verbrechen, Drogen und Prostitution.
Der Papst leitete aus dem Vorbild des neuen Heiligen auch politische Forderungen ab. Das Erbe «Hermano Pedros» verpflichte alle Bürger dazu, die menschliche Gesellschaft in eine große Familie zu verwandeln, in der die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Beziehungen menschenwürdig seien, erklärte Johannes Paul II. Die Menschenwürde des einzelnen müsse gefördert, und die unveränderlichen Menschenrechte müssten verwirklicht werden.
Kathpress
30. juli 2002