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Publisert 23. januar 2002 | Oppdatert 23. januar 2002

Vatikan will keine Glaubens-Vermischung beim Assisi-Treffen

"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Vatikanstadt, 22.1.02 (KAP) Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper ist erschöpft und zufrieden: Seit mehr als zwei Monaten arbeitet seine Behörde, der "Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen", um die Vertreter von möglichst vielen christlichen Konfessionen sowie des Judentums zum Weltgebetstreffen nach Assisi einzuladen. Hunderte Briefe, Telefonate und persönliche Gespräche zeigten Wirkung: die meisten Kirchen des Ostens und fast alle großen protestantischen Gemeinschaften entsenden Vertreter in die italienische Franziskus-Stadt. Hinzu kommt noch ein rundes Dutzend Rabbiner, und zwar aus Israel, USA und Europa. Selbst kurz vor dem für Donnerstag geplanten Großereignis treffen noch täglich neue Anmeldungen ein, darunter vom bisherigen Vizechef des Außenamts des Moskauer Patriarchats und des Oberrabbiner von Florenz.

Doch Kasper ist nicht nur über die unerwartet große Zahl von positiven Rückmeldungen zufrieden. Als Theologe vom Fach legt er auf die Qualität des Treffens ebenso viel Wert wie auf die Quantität. Beim Welt-Treffen der Patriarchen, Rabbiner, Muftis und Gurus soll es keine falschen Zwischentöne geben, die zu theologischen Missverständnissen führen könnten. "Wir haben von Anfang an klargestellt, dass es sich nicht um ein interreligiöses Gebet handelt", betont der Kardinal. Und damit es ganz klar ist, legt er nach: "Es gibt in Assisi keinen Synkretismus, ja es darf nicht einmal den Anschein von Synkretismus geben".

Dass gerade Ökumene-Chef Kasper dies so unterstreicht, hat auch mit der Sensibilität der orthodoxen Kirchen und der evangelikalen Gemeinschaften zu tun, die er von Amts wegen besser kennt als mancher andere. Für viele Christen dieser Konfessionen ist die Vorstellung, gemeinsam mit Nichtgetauften zu beten, sehr viel anstößiger als für manche Katholiken, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzils eher bereit sind, im Gebet anderer Religionen die Elemente einer gemeinsamen Wahrheit zu erkennen. Scharfer Tadel am Assisi-Treffen kommt nicht von ungefähr auch aus der Ecke der Lefebvre-Anhänger, die das Treffen als erneute Preisgabe des alleinigen Wahrheits- und Heilsanspruchs der katholischen Kirche kritisieren.

Um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, wurde bei der Vorbereitung des Treffens peinlich genau darauf geachtet, dass es nichts gibt, was wie ein gemeinsames Gebet von Christen und Nichtchristen aussehen könnte. Ähnlich wie beim historischen Friedensgipfel von 1986 wird es auch diesmal eine strikte räumliche Trennung geben: Während sich alle christlichen Delegationen zu einem gemeinsamen Gebet in der Basilika von Assisi treffen, beten die übrigen Gruppen in jeweils anderen Räumen der großen Klosteranlage. Der "Fortschritt" gegenüber der Versammlung von vor 15 Jahren liegt darin, dass erstmals alle zwar in verschiedenen Räumen, aber doch unter einem einzigen klösterlichen Dach beten - ein Symbol, das auch für das friedliche Miteinander der Religionen in der Zukunft stehen könnte.

Im Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog unter Leitung des nigerianischen Kurienkardinals Francis Arinze - zuständig für die Einladung der nichtchristlichen Religionsgemeinschaften nach Assisi - sieht man die Frage nach dem gemeinsamen Gebet über die Religionsgrenzen hinweg ein wenig gelassener. Arinzes zweiter Mann, der britische Kurienbischof Michael Fitzgerald, weist darauf hin, dass Christen und Nichtchristen im privaten Rahmen schon seit langem zusammen beten - etwa dann, wenn es in religionsverschiedenen Familien einen schweren Krankheitsfall gibt. Dennoch legt auch er Wert darauf, dass es aus grundsätzlichen theologischen Gründen nicht möglich sei, religionsübergreifende Gottesdienste zu feiern. Unterstellungen, dass es Anlass zu einer Kritik an "synkretistischen" Tendenzen in Assisi gebe, weist Fitzgerald entschieden zurück. Schließlich werde auch bei dieser Veranstaltung jedes öffentliche Wort des Papstes zuvor vom päpstlichen Haustheologen, Pater Georges Cottier, sorgfältig auf seinen dogmatischen Gehalt geprüft.

Kathpress
22. januar 2002

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