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Publisert 14. januar 2002 | Oppdatert 14. januar 2002

"Gewalt im Namen Gottes" ist ein Widerspruch in sich

Vatikanstadt, 14.1.02 (KAP) Auf Hochtouren laufen im Vatikan die Vorbereitungen für den Friedensgipfel, zu dem Papst Johannes Paul II. die Repräsentanten der Weltreligionen für den 24. Jänner nach Assisi eingeladen hat. Der kleine vatikanische Bahnhof wird auf Vordermann gebracht, die kaum mehr benutzte Anschlussstrecke zum italienischen Schienennetz, über die der Zug mit dem Papst und seinen Gästen rollt, wird überprüft. In den nächsten Tage werden italienische und vatikanische Eisenbahner die geplante Fahrt Vatikanstadt-Assisi- Vatikanstadt im Stil einer Generalprobe technisch durchspielen. Und in den Kurienbüros feilen Theologen und Protokoll-Experten an Abläufen und Texten. Der Grundtenor aller Überlegungen für Assisi lautet: "Gewalt im Namen Gottes oder der Religion ist ein Widerspruch in sich".

Zwischen 200 und 250 Teilnehmer werden in Assisi erwartet. Und die Besetzung soll noch hochkarätiger sein als vor 16 Jahren beim ersten Friedensgipfel von Assisi. So wird nach letztem Stand das Oberhaupt aller orthodoxen Christen, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, erwartet. Auch andere östliche Kirchenführer wollen nach Assisi reisen. Aber auch die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen des Westens entsenden Spitzenvertreter. Hinzu kommen Delegationen von Hindus, Buddhisten, Schintoisten, Konfuzianern. Für den Islam wollen hohe Repräsentanten aus Marokko und anderen nordafrikanischen Ländern, aber auch aus Jordanien anreisen. Für das Judentum sollen, so hört man, Rabbiner aus Italien und Europa, aber auch aus Israel teilnehmen.

Besonderes Augenmerk widmen die vatikanischen Planer den Texten und Gesten, mit denen die Religionsführer in Assisi ihren Wunsch nach Frieden bekunden wollen. Unabhängig von politischen Rücksichten soll jeder Verdacht einer Religionsvermischung vermieden werden. Das heißt, dass kein gemeinsames Gebet der Religionen vorgesehen ist. Nach einer Auftaktveranstaltung am Vormittag unterhalb der Franziskus-Basilika ziehen sich die verschiedenen Delegationen an unterschiedlichen Orten der Stadt zum Gebet zurück. Es folgt eine Agape, ein gemeinsames Mittagessen im Franziskanerkonvent, bevor am Nachmittag wieder eine gemeinsame Kundgebung aller Teilnehmer vorgesehen ist. Die Religionsführer werden dabei ein Friedenslicht entzünden und einen Friedensappell formulieren.

Der vom Papst angeregte Friedensgipfel soll - nach dem 11. September und den Kämpfen in Afghanistan - ein eindringliches öffentliches Bekenntnis der Religionen für den Frieden und eine Absage an Gewalt werden. Nächstenliebe, Respekt und Frieden seien keine Exklusiv-Anliegen der Christen, sondern gehörten zum Erbe auch der anderen großen Religionen, betont einer der Organisatoren, der nigerianische Kurienkardinal Francis Arinze. In der Sonntagausgabe der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" listete er unter dem Titel "Auf der Straße nach Assisi - unser Schrei an Gott für den Frieden", Bekenntnisse von Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Islam und Naturreligionen zum Thema Nächstenliebe auf. "Gott ist der Gott der Liebe und nicht des Hasses, der Gott des Lebens und nicht des Todes, der Gott des Friedens und nicht des Krieges", stellte Arinze klar. Wer Konflikt, Hass, Gewalt und Terrorismus schürt, könne sich dabei nicht auf Religion berufen. Daher sollte "Assisi 2002" ein klares Nein gegen jeden Krieg von Religionen und alle terroristischen Gewaltakte sein, "ganz besonders, wenn man sie im Namen von Religionen verübt".

Kathpress
14. januar 2002

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