Jerewan, 27.9.01 (KAP) Mit einem eindringlichen Friedensappell hat Papst Johannes Paul II. am Donnerstagabend seine sechstägige Reise nach Kasachstan und Armenien beendet. "Ohne Frieden gibt es weder echte Entwicklung noch Wohlstand", sagte er bei der offiziellen Abschiedszeremonie auf dem Flughafen von Jerewan. Er rief die Kirche und die gesamte Bevölkerung Armeniens auf, die neuerlangte Freiheit in ihrem Land und ihrer Gesellschaft auszubauen. Dabei müssten Menschenwürde und der "moralische Imperativ" von Gerechtigkeit und Solidarität im Mittelpunkt stehen.
Der Papst wiederholte seinen ökumenischen Appell und verwies auf das Leid, die Gewalt und Verfolgungen in der Geschichte des armenischen Volkes. "Im Verlauf der Geschichte war der Berg Ararat ein Symbol der Stabilität und Quelle des Vertrauens für das armenische Volk", das oftmals einen teuren Preis für seine Grenzlage habe zahlen müssen. Aber weder die Verfolgung zum Beginn des 20. Jahrhunderts - die an die "Schwelle der Vernichtung geführt" habe - noch die totalitäre Unterdrückung oder das verheerende Erdbeben 1988 hätten dem armenischen Volk den Mut genommen, seine große Würde wiederzugewinnen, so der Papst.
Präsident Robert Kotscharian dankte dem Papst für den Besuch in seinem Land. Er würdigte den unermüdlichen Einsatz Johannes Pauls II. für den Frieden in der Welt. Zugleich versicherte er, dass sein Land sich für die Achtung von Menschenwürde und Menschenrechte einsetze.
Nach den Worten von Katholikos-Patriarch Karekin II. war der Papstbesuch in Armenien eine "Manifestation der Brüderlichkeit". Gerade während der 1.700-Jahr-Feiern der Christianisierung Armeniens sei die Anwesenheit des römischen Papstes von ganz außerordentlicher Bedeutung gewesen.
Vor der Abschiedszeremonie hatte Johannes Paul II. noch einen Abstecher im Kloster Khor Virab am Fuß des Berges Ararat nahe der türkischen Grenze gemacht. Hier lebte der armenische Kirchenpatron Gregorius, und hier wurde er der Tradition nach zeitweise in einem - bis heute erhaltenen - 40 Meter tiefen Brunnen gefangen gehalten. Das Kloster ist heute wieder Ziel vieler armenischer Pilger aus aller Welt.
Am Sonntag beginnt Bischofssynode
Um 20.15 Ortszeit (17.15 MESZ) startete der Papst an Bord eines Airbus 310 der "Armenian Airlines" zum Rückflug nach Rom. Nach vierstündigem Flug über die Türkei und Griechenland wird er gegen 21 Uhr in Rom-Ciampino erwartet.
Am Sonntag feiert Johannes Paul II. im Petersdom die feierliche Messe zur Eröffnung der 10. Ordentlichen Bischofssynode. Auslandsreisen stehen für dieses Jahr nicht mehr auf seinem Programm.
Für 2002 spricht man von einer Visite in Osteuropa - eventuell im Mai nach Bulgarien und Weißrussland - sowie Ende Juli nach Kanada zum Weltjugendtreffen in Toronto.
K200106138 - K200106139
27. september 2001