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Publisert 1. oktober 2001 | Oppdatert 1. oktober 2001

Sorge um Gesundheit des Papstes und Irritationen um Haltung zu US-Militärschlägen belasteten Besuch in Kasachstan und Armenien - Aber dem Papst gelang es auch bei seiner vierten Reise in die Ex-Sowjetunion wieder, Meilensteine zu setzen

"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel =

Jerewan, 27.9.01 (KAP) Mit einer außergewöhnlichen ökumenischen Geste und begleitet von Sorgen um den Gesundheitszustand des Papstes ist am Donnerstag die Reise von Johannes Paul II. nach Kasachstan und Armenien zu Ende gegangen. Am letzten Tag seines Aufenthaltes in Jerewan, der ganz im Zeichen der Annäherung zwischen der armenisch-apostolischen und der katholischen Kirche stand, feierte Johannes Paul II. als erster Papst seit vielen Jahrhunderten eine Messe nach westlichem Ritus auf einem Altar einer östlichen Schwesterkirche. Er bekräftigte damit seine Vision von der kommenden Einheit der christlichen Kirchen; zu deren Verwirklichung ist er bereit, die Art der Ausübung des Papstprimats zur Diskussion zu stellen und eine neue Form des Petrusamtes zu suchen.

Zu dieser kühnen ökumenischen Vision hatte sich der Papst am Vorabend bei einem Gottesdienst in der neuen Kathedrale von Jerewan ausdrücklich bekannt. Er ging sogar so weit, Formen des Petrusdienstes aus den ersten Jahrhunderten des Christentums als Orientierung für die künftige Form des Papstamtes zu bezeichnen.

Jubelnde Massen fehlten

Trotz dieser bemerkenswerten Aussagen war die Armenienreise des Papstes kein durchschlagender Erfolg, was die Außenwirkung betrifft. So nahmen die Menschen in Jerewan von ihrem Gast aus Rom kaum Notiz, die sonst üblichen jubelnden Menschenmassen fehlten völlig. Lediglich zu der Messe für die kleine katholische Minderheit am letzten Tag kamen einige tausend Katholiken aus den katholischen Dörfern im Nordosten des Landes sowie aus Georgien, dem Iran, Russland. Ein Besuch des Papstes in den regionalen "Hochburgen" der Minderheit war mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Papstes in Armenien ebenso unmöglich wie zuvor in Kasachstan.

Wenig überschwänglich war auch zunächst das Verhalten von Katholikos Karekin II. gegenüber dem Papst. Er wirkte stets höflich, schien aber erst gegen Ende des Besuchs stärker aufzutauen. Während der Papst in lyrischen Worten die brüderliche Liebe zwischen den Kirchenoberhäuptern beschwor, wählte Karekin eine ökumenisch korrekte, aber etwas distanziertere Ausdrucksweise. Seine Gesten der Umarmung wirkten eher protokollarisch, während er noch wenige Tage zuvor den russisch-orthodoxen Patriarchen Aleksij II. mit großer Herzlichkeit begrüßt hatte.

Überschattet wurden die knapp drei Tage, die der Papst in Armenien verbrachte, von Sorgen um seine körperliche Verfassung. Noch mehr als bei früheren Auslandsreisen hatte der 81-jährige Mühe, seine Ansprachen zu verlesen, und das Gehen fiel ihm sichtlich schwer, obwohl ihn der Katholikos und sein Privatsekretär Bischof Stanislaw Dziwisz nach Kräften stützten. Die doppelte Zeitverschiebung auf seiner Reise in die Weiten der früheren Sowjetunion (fünf Stunden in Kasachstan und drei Stunden in Armenien) sowie der heftige Klimawechsel vom kühlen südsibirischen Herbst in den heißen nahöstlichen Spätsommer setzten dem Papst sichtlich zu.

Irritation lösten auch die Unstimmigkeiten in der Vatikanspitze zum Thema Krieg und Frieden aus, die während des ersten Teils der Reise zu Tage traten. Während der Papst in Kasachstan eindringlich den Erhalt des Weltfriedens beschwor, erklärte Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls in einem Interview, der Papst habe Verständnis für eventuelle Gewaltanwendung der USA zur "Selbstverteidigung" nach den Terroranschlägen vom 11. September geäußert. Freilich dürfte es sich dabei um eine Überintepretation gehandelt haben, wie Navarro selbst am letzten Tag des Papstbesuchs in Armenien betonte.

In den Medien war aber bereits der Eindruck entstanden, dass der Papst und der Vatikan in einer zentralen politischen Frage nicht mit einer Stimme sprechen. Der US-Sender CNN sah sich gezwungen, eine erste Jubelmeldung nach dem Navarro-Interview ("Papst gibt grünes Licht für US-Gewaltanwendung") aus dem Programm zu nehmen und stattdessen zu berichten: "Vatikan hätte Verständnis für US-Gewaltanwendung". Mit einem Mal schien nicht mehr der Papst, sondern der Vatikansprecher in einer entscheidenden politisch-ethischen Frage tonangebend zu sein.

Positive Gesamtbilanz

Die disharmonischen Zwischentöne schmälern die Gesamtbilanz der vierten Papstreise in Gebiete der früheren Sowjetunion dennoch nur unwesentlich. Der Papst hat trotz allem seine Botschaften für den christlich-islamischen Dialog (in Zentralasien) und für die Einheit der Kirchen von Ost und West (in Armenien) vermitteln können und damit zwei weitere Meilensteine gesetzt. Die Reise hat aber auch seine Gebrechlichkeit gezeigt, die ihm weltweiten Respekt verschafft, aber auch die Frage aufwirft, wie lange er die physischen Strapazen der Auslandsreisen noch erfolgreich durchstehen kann.

K200106120
27. september 2001

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