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Publisert 1. oktober 2001 | Oppdatert 1. oktober 2001

Beim feierlichen Gebet am armenischen Völkermord-Mahnmal vermied der Papst das Wort Genozid, seine Geste ist dennoch unmissverständlich - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel =

Jerewan, 26.9.01 (KAP) Das Mahnmal in Jerewan für die Opfer des Völkermords von 1915 bis 1922 an den Armeniern im Osmanischen Reich ist in diesen Tagen ein häufig besuchtes Ziel prominenter ausländischer Besucher. Der russische Präsident Wladimir Putin kam am 15. September, eine Woche später versammelten sich mehrere orthodoxe und altorientalische Patriarchen dort - unter ihnen auch Aleksij II. aus Moskau - und nun, mit ein paar Tagen Abstand, erwies auch der Papst aus Rom den Ermordeten seine Reverenz.

Zahlreiche armenische Geistliche mit den charakteristischen Kopfbedeckungen erwarteten den Papst im Inneren des bedrückenden Besinnungsmals. Sie standen rings um die Ewige Flamme, die das Zentrum des Monuments bildet. Der einige Kilometer außerhalb Jerewans auf einem Hügel liegende Bau wird "Tsitsernakaberd" (Schwalbenburg) genannt. Von dort aus ist der heute auf türkischem Gebiet liegende Ararat gut sichtbar, der für die Armenier eine Art "Heiliger Berg" ist.

Zum Mahnmal gehören unter anderem ein großes Museum über den Völkermord, ein steil in den Himmel aufragender Obelisk und eine lange Gedenkmauer. Die eigentliche Gedenkstätte wird von zwölf großen, nach innen geneigten Betonplatten kreisförmig eingefasst. Sie überwölben eine Art Grotte, in deren Zentrum die Flamme zum Gedenken an die Märtyrer lodert.

Der Papst wurde von einigen Zuschauern mit Beifall begrüßt, als er aus seiner schwarzen Limousine stieg und dann den Weg ins Innere des Mahnmals über eine Behinderten-Rampe hinunterging. Hunderte Journalisten, Fotografen und Kamerateams verfolgten jeden seiner Schritte mit. Johannes Paul II. legte ebenso wie Katholikos Karekin II. eine rote Rose am Rand des Feuers nieder, bevor er auf einem weißen Sessel Platz nahm, um den Wortgottesdienst mitzuverfolgen.

Der Beitrag des Papstes bestand in einem eigens zu diesem Anlass verfassten Gebet, das er in englischer Sprache vortrug. In dem Text, der feierlich an das Leiden des armenischen Volkes erinnerte, sprach der Papst nicht von "Genozid", stattdessen benutzte er den armenischen Begriff "Metz Yeghern" (das Große Unglück), der von den Armeniern selbst als Synonym für den Völkermord verwendet wird. In einer gemeinsam Erklärung mit Katholikos Karekin im vergangenen Jahr in Rom hatte der Papst hingegen ausdrücklich das Wort "Genozid" mit unterschrieben, worauf die Türkei mit Protesten und einer anti-päpstlichen Pressekampagne antwortete.

Die Geschehnisse von 1915 bis 1922, bei denen rund 1,5 Millionen Armenier getötet wurden, gehören für Armenier heute zum leidvollen Kern ihrer nationalen und religiösen Identität. Hochrangige Gäste aus Politik und Religion werden nach Möglichkeit zum Genozid-Mahnmal geführt. Dabei wird auch immer wieder daran erinnert, dass das Kapitel bis heute nicht abgeschlossen ist und eine Freundschaft mit den benachbarten Turkvölkern in der Türkei und in Azerbaidschan noch in weiter Ferne liegt.

Augenfällig wurde dieser aktuelle Bezug bei der Papstvisite vor allem durch ein ausgeprägtes begleitendes militärisches Zeremoniell mit bewaffneten Gardesoldaten. Die Entschlossenheit der Armenier, sich nach der Erfahrung eines Völkermords gegen alle künftigen Vernichtungsversuche auch mit Waffengewalt zu verteidigen, soll damit offensichtlich unterstrichen werden.

Der Papst erinnerte in seinem Gebet an die Worte seines Vorgängers Benedikt XV. (1914-22), der den Versuch, das christliche Volk der Armenier zu vernichten, 1915 scharf verurteilt hatte. Zu Ehren Benedikts wurde nach der Feier eine Gedenkplatte in die Langmauer eingelassen. Der Name dieses Papstes vervollständigt eine Namensreihe von "Freunden des armenischen Volkes". Unter den Namen auf der Mauer findet sich unter anderem der Schriftsteller Franz Werfel, der mit seinem Werk "Die 40 Tage des MusaDagh" Leiden und Kampf der Armenier eindrucksvoll beschrieb. Auch der Name des deutschen Fotografen Arnim Wegener, der als einziger die Verbrechen seinerzeit im Bild festgehalten hatte, findet sich hier.

Nach der Feier segnete Papst Johannes Paul II. eine junge Fichte, die zur Erinnerung an seinen Besuch in dem Gedenk-Hain neben dem Mahnmal gepflanzt werden soll. Sie kommt neben dem Bäumchen zu stehen, das Russlands Präsident Putin elf Tage zuvor hatte pflanzen lassen.

26.09.2001 13:53
26. september 2001

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