Johannes Paul II. erinnert bei seiner Ankunft in Jerewan an den Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs - Aufruf zum Einsatz für den Frieden in der Region=
Jerewan, 25.9.01 (KAP) Mit seiner Reise wolle er das Glaubenszeugnis der armenisch-apostolischen Kirche und des armenischen Volkes würdigen, das im Laufe der Zeit so viel leiden musste, betonte Papst Johannes Paul II. nach seiner Ankunft auf dem Flughafen der armenischen Hauptstadt Jerewan. Insbesondere erinnerte er an den Völkermord von 1915-1922, dem 1,5 Millionen Armenier zum Opfer gefallen waren. Die Armenier seien das erste Volk gewesen, das geschlossen das Christentum als offizielle Religion angenommen habe. Daher freue er sich besonders, währen der 1.700-Jahr-Feiern der Christianisierung in das Land zu kommen.
Ausdrücklich rief Johannes Paul II. in seiner Ansprache die Armenier zum Einsatz für Frieden in der Region, für Gerechtigkeit und Demokratie auf. Frieden könne nur auf der Grundlage von gegenseitigem Respekt, von Gerechtigkeit in den Beziehungen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften und von Hochherzigkeit gegenüber den Schwächeren aufgebaut werden. Nachdem Armenien Mitglied des Europarates geworden sei, seien demokratische Reformen der staatlichen Institutionen dringend notwendig, um den Respekt für die Menschen- und Bürgerrechte aller zu garantieren.
Präsident Robert Kotscharian lobte in seiner Ansprache den Einsatz des Papstes für die Bewahrung von Frieden und Stabilität in der Welt - vor allem in der gegenwärtigen Zeit mit ihren "schrecklichen Manifestationen des Hasses". Es sei nötig, dass jetzt die Werte von Mitgefühl, Vergebung und Brüderlichkeit zunehmen.
"Brüderlicher Geist"
Der armenische Katholikos-Patriarch Karekin II. äußerte in seinem Grußwort die Hoffnung, dass der Papstbesuch die "Beziehungen unserer Kirchen fördert und das Band der Liebe unsere Zusammenarbeit fruchtbar macht". Er sprach von einem "brüderlichen Geist zwischen der katholischen und der armenischen Kirche - für das Gedeihen der universalen Kirche Christi". Der Katholikos hob hervor, dass sich bereits sein Vorgänger Karekin I. sehr für die Verbesserung und Stärkung der Kontakte mit Rom eingesetzt habe. Zugleich erinnerte er an die großen offiziellen 1.700-Jahr-Feiern seiner Kirche in den vergangenen Tagen. Zu diesem Fest seien Vertreter vieler christlicher Kirchen gekommen und hätten sich gegenseitigen Respekt und Liebe bekundet (der Vatikan war bei den Feiern durch Kardinal Walter Kasper, Präsident des Rates für die Einheit der Christen, vertreten). Weiter dankte Karekin II. dem Papst für die Hilfe während der tragischen Erdbebenkatastrophe in Armenien im Dezember 1988.
Vom Flughafen aus fuhr der Papst nach der Begrüßungszeremonie direkt nach Etschmiadzin, dem "armenischen Vatikan". Auf dem Programm stand zunächst ein Gebet in der Kathedrale. Für den Nachmittag war eine offizielle Begegnung mit dem Katholikos vorgesehen. Während seines Armenien-Besuchs wohnt der Papst in einem Gästehaus des Apostolischen Palast-Bezirkes.
"Euer Glaube ist unser Glaube"
Bei einer Gebetsfeier in der Kathedrale von Etschmiadzin legte der Papst ein entschiedenes Bekenntnis zur christlichen Einheit ab. "An diesem Ort möchte ich bezeugen, dass euer Glaube auch unser Glaube an Jesus Christus ist", sagte er. "Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe" - so Johannes Paul II., ein Wort des Apostels Paulus zitierend.
Am Schluss der Feier spendeten Johannes Paul II. und Karekin II. gemeinsam den Segen. Der Papst bedankte sich dabei, dass er als Gast im Haus des Katholikos wohnen dürfe. Es sei das erste Mal, dass ein Patriarch aus Rom bei seinen Auslandsreisen im Haus eines Patriarchen einer östlichen Kirche sein dürfe.
Den Patriarchatssitz Etschmiadzin bezeichnete Johannes Paul II. als "großes Symbol für den christlichen Glauben Armeniens seit seiner Gründung vor 1.700 Jahren". Die Kirchenstadt sei zugleich ein Beweis für die Beharrlichkeit der Gläubigen trotz Blutvergießens und Verfolgungen. Der Papst bedankte sich für die Einladung, mit der er den Besuch Karekins im Vatikan und am Grab des Apostels Petrus vor einem Jahr erwidern könne. Ausdrücklich erinnerte er an die beiden früheren Patriarchen, insbesondere an den unmittelbaren Vorgänger Karekin I., "der für mich wie ein Bruder war".
K200106024 - K200106031
25. september 2001