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Publisert 23. september 2001 | Oppdatert 23. september 2001

Papst Johannes Paul II. kam in ein zentralasiatisches Land, wo das Christentum eine bewegte Geschichte hat

"Kathpress"-Hintergrundbericht

Astana, 23.9.01 (KAP) Das Christentum hat in Kasachstan sehr tiefe Wurzeln; manche zentralasiatischen Historiker sind der Meinung, dass es bereits im 2. Jahrhundert auf dem Gebiet der heutigen kasachischen Republik christliche Gemeinden gab, die von römischen Kriegsgefangenen begründet wurden. Über die konfessionelle Zugehörigkeit der heute rund 15 Millionen Einwohner gibt es keine präzisen Angaben; Islam und Christentum dürften ungefähr gleich stark sein. Als Erbe aus sowjetischer Zeit gibt es aber viele Menschen, die sich überhaupt keiner Glaubensgemeinschaft zugehörig fühlen. Die Zahl der Katholiken wird auf 300.000 bis 400.000 geschätzt. Unter den Katholiken gibt es auch solche des byzantinischen Ritus.

Die Regierung in Astana - die von Präsident Nazarbajew abwärts von "postkommunistischen" Funktionären dominiert wird - betrachtet sowohl die fundamentalistischen muslimischen Gruppierungen als auch die fundamentalistischen protestantischen Gemeinschaften, die in den letzten zehn Jahren in Kasachstan starke Aktivitäten entwickeln, mit Misstrauen. Aus diesem Grund werden die Religionsgemeinschaften kontrolliert: Versammlungen von einem gewissen Umfang müssen jeweils genehmigt werden; Veranstaltungen im Freien (Prozessionen, religiöser Schmuck und Dekorationen) sind verboten (für den Papstbesuch wurde eine Ausnahme gemacht). Auch "Proselytismus" ist untersagt.

Der Papstbesuch hat in der Öffentlichkeit wieder bewusster gemacht, dass Kasachstan ein altchristliches Land ist, in das das Christentum nicht erst durch die russische Expansion kam. Ab dem 4. Jahrhundert sind mehrere Bischofssitze bezeugt, ebenso Klöster. Im Süden des Landes dominierte jahrhundertelang die Kirche des alten Perserreichs, die "Apostolische Kirche des Ostens", die oft als "nestorianische Kirche" bezeichnet wird. In der kasachischen Stadt Taraz leben noch heute christliche Familien syrischer Abstammung.

Um die erste christliche Jahrtausendwende breitete sich die "Apostolische Kirche des Ostens" auch unter zahlreichen mongolischen Volksgruppen aus. Die "Nestorianer" waren auch an den Höfen der Mächtigen willkommen. In den Familien der mongolischen Herrscher bekannten sich viele adelige Frauen zum christlichen Glauben und oft waren auch die höchsten Minister der Khane Christen.

Die früheste katholische Präsenz im zentralasiatischen Raum geht auf die monastischen Bettelorden zurück. Ein Beispiel für diese Missionstätigkeit war die Reise des in Akko im Heiligen Land beheimateten flandrischen Franziskaners Guillaume de Rubrouc in den Jahren 1253 bis 1255. Er gewann 1254 den Khan Sartach, den Urenkel Dschingis Khans, für die katholische Kirche.

Im Jahr 1278 versuchte der Heilige Stuhl erstmals, kirchliche Strukturen in Kasachstan und in ganz Zentralasien zu errichten. Papst Nikolaus II. gründete die Diözese Kiptschak. Die Franziskaner der Diözese wurden von den mongolischen Khanen mit Privilegien ausgestattet: sie mussten keinen Wehrdienst leisten und keine Steuern zahlen. Die Behörden wurden verpflichtet, katholische Kirchen und Klöster zu beschützen.

Einer der größten Missionare und Diplomaten des 13. und 14. Jahrhunderts war Erzbischof Giovanni da Montecorvino (1247 bis 1328 oder 1333). Er wurde von Papst Nikolaus IV. im Juli 1289 zusammen mit anderen Franziskanern, darunter auch Arnold von Köln und Odorico da Pordenone nach Asien entsandt und kam 1294 in Kambalik (dem heutigen Peking) an, wo er vom Prinzen von Tenduk (heutige Mongolei und Mandschurei nördlich von Peking) wohlwollend empfangen wurde. Der Prinz war "nestorianischer" Christ und trug den Namen Georg, was in der türkischen Aussprache die Lautform Kerghiz oder Kirgiz annahm. Von diesem Khan übernahm später die kirgisische Volksgruppe ihren Namen. In Almalygh im südlichen Kasachstan und in Urgentsch wurden neue katholische Diözesen gegründet.

Nach dem Tod von Giovianni da Montecorvino und des Khans komplizierte sich die politische und religiöse Situation. Die nachfolgende Khane nutzten die Religion zu politischen Allianzen, sie wurden Muslime und begannen daraufhin mit der Verfolgung der Christen. In dieser Zeit starben in Almalygh u.a. sechs Franziskanermönche den Märtyrertod. An der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert erlosch das Christentum infolge der mit bürokratischer Akribie durchgeführten Verfolgung im heutigen Kasachstan.

Das Christentum kehrte mit den Russen ab dem späten 16. Jahrhundert nach Kasachstan zurück. Als die Zaren erstmals Festungen in der Steppe errichteten, kamen zusammen mit den Kosaken (der Wortstamm Kosak und Kasach hat die selbe Wurzel) und den Beamten auch Vertreter des orthodoxen Klerus in das Land, die mit der Evangelisierung begannen. Viele Kasachen wurden orthodox und damit auch Russen; die sozialen Grenzen waren - wie überall im Zarenreich - überaus "durchlässig".

In der Zarenzeit gab es im heutigen Kasachstan - vor allem im Norden - vereinzelte katholische Gemeinden; paradoxerweise waren es aber die stalinistischen Deportationen hunderttausender Katholiken nach Zentralasien, die zu einem - zunächst nur geheimen - Aufblühen der katholischen Kirche führten. Nach 1930 kamen auch deportierte Priester nach Kasachstan, die nach Ablauf ihrer Haftzeit in den Straflagern oft in den Städten blieben und dort eine wahre "Untergrund-Pastoral" betrieben. Unter ihnen war zum Beispiel auch P. Tadeusz Fedorowicz, der geistliche Begleiter des jungen Karol Woytjla. Er war ein junger Priester aus der Erzdiözese Lemberg (Lwow). Nachdem er erfahren hatte, dass eine Gruppe der Gläubigen seiner Pfarre nach Zentralasien deportiert werden sollte, bat er seinen Erzbischof um die Erlaubnis, das Schicksal dieser Menschen teilen zu dürfen.

Ein anderer priesterlicher Glaubenszeuge in Kasachstan war Wladislaw Bukowinskij. Nach einer langen Haft im Straflager kehrt er nicht in seine Heimat zurück, sondern betreute mit Schwester Gertrude aus Karaganda die örtliche Gemeinde; unter anderem gründeten die beiden eine erste kleine Schwesterngemeinschaft in Kasachstan, die natürlich im "Untergrund" tätig sein musste. Bis heute sind diese Schwestern, von denen es inzwischen sehr viele gibt, in verschiedenen Städten der ehemaligen Sowjetunion tätig.

Von besonderer Bedeutung für die Kirche in Kasachstan wurde der "unierte" Bischof Alexander Chira, der im Konzentrationslager 1956 geheim die Weihe empfangen hatte. Auch er kehrte nach seiner Entlassung aus der Haft nicht in die Heimat zurück, sondern blieb in Karaganda, wo er mit Pater Bukowinskij zusammenarbeitete. Anfangs arbeitete er als Fahrer eines Krankenwagens; später begann er, dem ortsansässigen Pfarrer zu helfen, der nicht einmal wusste, dass es sich bei seinem Helfer um einen Bischof handelte.

Erst 1980 gab Bischof Chira - nach dem Bau der Josephskirche in Karaganda - seine wahre Identität preis. Chira führte hunderte von jungen Menschen, darunter viele spätere Priester und den heutigen Bischof Josif Werth von Nowosibirsk, zum Glauben.

Nach der "Perestrojka" ernannte Papst Johannes Paul II. 1991 P. Jan Pavel Lenga zum Apostolischen Administrator von Kasachstan und der anderen vier zentralasiatischen Republiken (Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien und Turkmenistan). Am 25. Juni 1995 weihte der Bischof im Marienheiligtum von Oziornoje das Land Maria, der Friedenskönigin. Dieser Marienwallfahrtsort im Norden Kasachstans ist gegenwärtig der einzige katholische Wallfahrtsort in ganz Zentralasien. Er wurde von einer Gruppe polnischer Deportierter errichtet, die damit für ihre Rettung vor dem Hungertod danken wollten. Innerhalb weniger Tage war in der Steppe auf unerklärliche Weise ein Fischteich entstanden, der den Menschen das Überleben sicherte.

In den letzten Jahren hat die katholische Kirche in Kasachstan ihre Strukturen gefestigt, obwohl die Abwanderung von Gläubigen polnischer oder russlanddeutscher Herkunft den Bischöfen Sorgen bereitet. Heute besuchen rund zwanzig Seminaristen das Seminar in Karaganda, vier Seminaristen aus Kasachstan studieren in St. Petersburg; weitere Priesteramtskandidaten aus Kasachstan werden in verschiedenen Seminaren in Polen ausgebildet.

1994 wurden diplomatischen Beziehungen zwischen dem Vatikan und Kasachstan aufgenommen. Der Heilige Stuhl wird vom Apostolischen Nuntius, Erzbischof +marian. Oles, vertreten.

Zu den Herausforderungen, denen die Kirche gegenübersteht, gehört die Vertiefung des katholischen Glaubens. Zur Zeit der Sowjetherrschaft haben Familienleben und Kindererziehung gelitten. Oft kennen die Erwachsenen nicht einmal mehr die Bedeutung der Sakramente. Es ist zum Beispiel nicht selten, dass bei gemischten Ehen aber auch bei Eheschließungen zwischen Katholiken Trauungen nach dem sowjetischen "Ritus" stattfinden: die Eheleute bringen Blumen zum Altar der Gefallenen, eine religiöse Trauungsfeier gibt es nicht.

Die Beziehungen zur orthodoxen Kirche und zu den anderen Religionsgemeinschaften sind in Kasachstan sehr gut. In einigen Fällen gibt es sogar Formen der offenen Zusammenarbeit.

Kathpress
23. september 2001

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