Vatikansprecher: Johannes Paul II. wird sich seinen "Traum" von einer Visite in Moskau "ziemlich sicher" verwirklichen - Einwände des Moskauer Patriarchats nicht überzeugend
Moskau-Rom, 28.6.01 (KAP) Der Besuch von Johannes Paul II. in der Ukraine hat der Hoffnung der Katholiken in Russland auf eine Papstreise in ihr Land neue Nahrung gegeben. Für die russischen Katholiken seien die Ereignisse von Kiew und Lemberg "Anlass zur Freude", schrieb der Chefredakteur der in Moskau erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Swijat Ewangelija", Wiktor Krul, in einem Kommentar für die vatikanische Missions-Agentur "Fides". Eine Papstvisite in Moskau könnte seiner Ansicht nach auch ohne Einverständnis des orthodoxen Patriarchats erfolgen.
Viele russische Katholiken seien "seit langem davon überzeugt, dass diplomatische Verhandlungen über eine Zustimmung des Patriarchen nutzlos sind", heißt es in dem "Fides"-Kommentar. Man müsse weiters berücksichtigen, "dass die Situation in der Westukraine für die russisch-orthodoxe Kirche nicht mehr rückgängig gemacht werden kann". Daher könne eine Papstreise nach Moskau nicht vom Willen des Patriarchen abhängig gemacht werden.
Es werde - so Krul - immer wieder betont, dass der Papst sowohl Russland als auch China besuchen möchte. China sei aus politischen Gründen ein noch "unerreichbarer Traum". "Russland aber nähert sich der Papst etappenweise. Man spricht von einem immer enger werdenden Umkreisen Moskaus durch den Vatikan", so der Publizist. Der Papst sei bereits in den ehemaligen baltischen Sowjetrepubliken gewesen, vor zwei Jahren in Georgien und Rumänien, jetzt in der Ukraine, demnächst reise er nach Armenien und vermutlich nach Kasachstan.
Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls hatte am Mittwoch in Lemberg vor Journalisten erklärt, Johannes Paul II. werde im Laufe seines Pontifikats "ziemlich sicher" Moskau noch besuchen. Eine Reise nach Moskau "ist für Johannes Paul II. ein Traum; ich weiß nicht, wann dieser Traum Wirklichkeit werden wird, aber er wird es bestimmt werden". Eine Visite in Russland "war und bleibt eine Priorität seines Pontifikats", sagte Navarro. Zur Tatsache, dass das Moskauer Patriarchat gegen einen solchen Besuch ist, erklärte der Vatikan-Sprecher: "Es gibt kein überzeugendes Hindernis, das einer solchen Visite entgegenstünde".
Der russisch-orthodoxe Exarch von Weißrussland, Filaret, sagte laut "Itar-Tass" zu einer Reise des Papstes in sein Land, dafür sei die Zeit noch nicht reif. Die russische Orthodoxie lehne ein Treffen mit dem Papst nicht grundsätzlich ab. Es müsse aber sicher gestellt sein, dass es tatsächlich zum Abbau der Spannungen zwischen den beiden Kirchen beiträgt, betonte der Metropolit von Minsk. Diese Voraussetzung sei aber derzeit nicht gegeben. Der Dialog mit der katholischen Kirche werde trotz allem fortgesetzt. Die orthodoxe Seite versuche die katholischen Brüdern "Schritt für Schritt" von der Vorstellung einer "Super-Kirche" abzubringen. "Wir sagen: Pflegt geschwisterliche Beziehungen zu uns und hört auf, uns Vorschriften zu machen", so der Metropolit, der parallel zur Papstvisite in der Ukraine mit dem Moskauer Patriarchen eine Reise durch Weißrussland unternahm.
Kathpress
28. juni 2001