In Lemberg, der zweiten Station seiner Reise, wurde Johannes Paul II. ein begeisterter Empfang bereit - Seligsprechung eines Bischofs und eines sozial engagierten Priesters der römisch-katholischen Kirche
Lemberg, 26.6.01 (KAP) Vor mehreren Hunderttausend Gläubigen hat Papst Johannes Paul II. in der westukrainischen Stadt Lemberg am Dienstag zwei Personen selig gesprochen. Der Gottesdienst auf dem Gelände einer Pferderennbahn war der bisher größte Gottesdienst bei der Reise des Papstes in der Ukraine. Lemberg gilt als katholische Hochburg in dem größtenteils orthodoxen Land. Viele der Papstpilger waren aus dem nahen Polen angereist.
In seiner Predigt rief Johannes Paul II. die hier lebenden Polen und Ukrainer dazu auf, ihre früheren Auseinandersetzungen zu überwinden, die nicht immer dem Geist des Evangeliums entsprochen hätten. "Es ist Zeit, Distanz zu der schmerzhaften Vergangenheit zu nehmen", sagte der Papst. "Die Christen der beiden Nationen müssten ihren Weg "im Namen des einen Gottes gemeinsamen fortsetzen", im Geist der Einheit. Das gegenseitige Vergeben werde wohltuend für alle sein. "Die Reinigung des historischen Gedächtnisses soll bei allen dazu führen, erst das Einigende und dann das Trennende zu sehen", so der Papst. Nur so könne eine Zukunft in gegenseitigem Respekt, brüderlicher Zusammenarbeit und echter Solidarität entstehen.
Während der Messe im lateinischen Ritus sprach Johannes Paul II. den früheren lateinischen Erzbischof von Lemberg, Jozef Bilczewski (1880-1923) und den römisch-katholischen Priester Zygmunt Horasdowski (1845-1920), Gründer der Josefs-Schwestern, selig. Die zahlreichen anwesenden Josefs-Schwestern rief er auf, wie ihr Gründer, der als "Vater der Armen" und "Priester der Obdachlosen" galt, Sozialdienst und Gottesverehrung miteinander zu verbinden.
Seine besondere Verbundenheit bekundete der Papst den älteren Gläubigen, die noch die Zeit der schweren Verfolgungen miterlebt hatten. Trotz vieler Anfeindungen und hätten sie Christus und der Kirche die Treue bewahrt. "Ich möchte Euch allen Ehre erweisen, liebe Priester, Ordenspriester und Ordensfrauen, die ihr immer diesem Volk Gottes treu geblieben seid", so Johannes Paul II. Der Papst rief die römisch-katholische Kirche von Lemberg auf, ihre Arbeit großzügig fortzusetzen. "Fürchte Dich nicht angesichts der Schwierigkeiten, die auch heute noch auf deinem Weg sind. Mit Christus wirst Du siegreich sein. Wähle mit Mut die Heiligkeit: dort findet sich die sichere Voraussetzung für echten Frieden und dauerhaften Fortschritt", so der Papst.
Johannes Paul II. war am Montag nachmittag in Lemberg, der zweiten Station seiner Ukraine-Reise, ein begeisterter Empfang bereitet worden. Trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen begrüßten Hundertausende den Papst. Nachdem in den beiden Tagen zuvor die Öffentlichkeit in der Hauptstadt Kiew den Papst eher kühl aufgenommen hatte, standen hier Menschenmassen an den Straßen und jubelten dem im Papamobil vorbeifahrenden Gast zu. Beobachter vergleichen die Begrüßung für den Papst mit der in Polen oder Lateinamerika.
In Kiew hatte der Papst auf dem Weg von der Apostolischen Nuntiatur, wo er während seines 52-stündigen Aufenthalts gewohnt hatte, zum Flughafen Boryspil abweichend vom ursprünglichen Programm noch mehrere Kirchen besucht, die in während der kommunistischen Zeit konfisziert waren. Im 470 Kilometer westlich von Kiew gelegenen Lemberg empfingen dann Dutzende Kinder in traditionellen Trachten Johannes Paul II. am Flughafen. Zwei in weiß und rot gekleidete Mädchen überreichten ihm eine Krone aus Brot.
Lemberg (ukrainisch: Lwiw/polnisch: Lwow) in der West-Ukraine, einst auch Hauptstadt des österreichischen Kronlandes Galizien, gilt als katholische Hochburg in dem mehrheitlich orthodoxen Land. Es ist Sitz eines lateinischen Erzbischofs sowie eines griechisch-katholischen Großerzbischofs. Die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche, die 1989 wiederzugelassen wurde und heute rund fünf Millionen Gläubigen zählt, hat in Lemberg ihr Zentrum.
"Spannungen mit Orthodoxen nehmen ab"
Die Spannungen zwischen Katholiken und Orthodoxen in der Ukraine nehmen nach Ansicht von Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls ab. Während des Papstgottesdienstes in Lemberg sagte Navarro am Dienstag vor Journalisten, das Fernbleiben des orthodoxen Metropoliten Wolodymyr beim ökumenischen Treffen mit dem Papst in Kiew am Sonntag sei für das Moskauer Patriarchat der Weg der geringst-möglichen Polemik gewesen.
Wolodymyr habe offenbar einen Eklat vermeiden wollen, sein Fernbleiben sei keine Beleidigung für den Papst, sondern zeige, dass die Auseinandersetzung zwischen den Kirchen jetzt schon weniger heftig sei als früher, meinte Navarro. Er fügte hinzu, der Papst wünsche auch eine Lösung für den anhaltenden Konflikt um eine fehlende Kathedrale für die orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats in Lemberg. Als die griechisch-katholische Kirche 1989 wiederzugelassen wurde, ging die Lemberger St.Georgs-Kathedrale samt anliegender Bischofsresidenz wieder in deren Hand zurück. Der Moskau verbundenen Orthodoxie blieb in ganz Lemberg nur ein Gotteshaus, alle anderen wechselten entweder zu den "Unierten" oder zu einer der schismatischen orthodoxen Kirchen.
Kathpress
26. juni 2001