Johannes Paul II. feierte in Kiew Gottesdienst im byzantinischen Ritus
Kiew, 25.6.01 (KAP) In einem eindringlichen Appell hat Papst Johannes Paul II. von der Ukraine aus erneut die Einheit aller Christen gefordert. "Von diesem Land aus, dass durch das Blut ganzer Scharen von Märtyrer geheiligt ist, erhebe ich mit euch mein Gebet an Gott, damit alle Christen wieder eins werden", rief er am Montag bei einem Gottesdienst im byzantinischen Ritus in Kiew. "Mögen die Christen des Dritten Jahrtausends sich der Welt wieder mit einem Herzen und einer Seele präsentieren", fügte er unter dem Applaus von mehreren zehntausend Gläubigen hinzu.
Bei der mit festlichen Gesängen umrahmten ostkirchlichen Liturgie auf dem Flughafengelände am Rand der ukrainischen Hauptstadt rief Johannes Paul II. die Christen in der Ukraine auf, ihr Land neu zu gestalten. Die Unabhängigkeit habe der Ukraine eine neue und vielversprechende Zukunft eröffnet. Die letzten zehn Jahre der Freiheit und Unabhängigkeit hätten gezeigt, dass trotz der Versuchung zu illegaler Betätigung und Korruption "die geistigen Wurzeln stark sind".
Der Papst äußerte die Hoffnung, dass sich in der Ukraine die "Ideale der persönlichen, sozialen und kirchlichen Moral" durchsetzten und die Zehn Gebote respektiert würden. Er zeigte sich beeindruckt von der Lebendigkeit des Glaubens und der Wiederaufbaukraft der Kirche.
Johannes Paul II. leitete den Gottesdienst, der gemeinsam mit dem ukrainisch-katholischen Großerzbischof von Lemberg, Kardinal Lubomyr Husar, in ukrainischer Sprache zelebriert wurde. Der Papst unterstrich die Pluralität der Traditionen, Riten und kanonischen Rechtssysteme in der Kirche, die deren Einheit nicht beeinträchtigten sondern bereicherten. Vor dem Schluss-Segen segnete der Papst den Grundstein für eine neue ukrainisch-katholische Kirche in Kiew.
Nach der Messe wollte der Papst zu der nahe gelegenen jüdischen Gedenkstätte von Babij Jar fahren, wo 1941 innerhalb weniger Tage mehr als 30.000 Juden auf Befehl der Nationalsozialisten ermordet worden waren; später wurden an gleicher Stelle Zigeuner, sowjetische Kriegsgefangene und ukrainische Nationalisten ermordet. Insgesamt fanden an dieser Stätte mehr als 100.000 Menschen grausam den Tod. Der Besuch des Papstes hätte bereits am frühen Morgen stattfinden sollen, musste jedoch aus organisatorischen Gründen verschoben werden. Am Abend zuvor hatte Johannes Paul II. in Bykiwnia das ehemalige Gefängnis der sowjetischen Geheimpolizei NKVD besucht und dabei der Opfer des Stalinismus gedacht.
Szenische Darstellungen
Während der Kommunion wurde in seiner szenischen Darstellung der Übertritt des Fürsten Wolodymyr zum Christentum aufgeführt. Die Darbietung in historischen Kostümen wurde zunächst von byzantinischen Chorälen begleitet. Im zweiten Teil wurde musikalisch in einen modernen Musical-Stil gewechselt.
An dem Gottesdienst auf einen privaten Flugfeldgelände am Stadtrand von Kiew nahm auch der Münchner Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter, teil.
Kathpress
25. juni 2001