Kiew, 10.5.01 (KAP) Die Behörden in der westukrainischen Stadt Lemberg (Lwiw) haben Gerüchte zurückgewiesen, wonach im Hinblick auf den bevorstehenden Papstbesuch eine orthodoxe Kapelle niedergerissen werden soll. Die Moskauer Nachrichtenagentur TASS hatte vor wenigen Tagen gemeldet, Patriarch Aleksij II. sei in Sorge, weil der Stadtrat von Lemberg einen Beschluss gefasst habe, das Gotteshaus abzutragen, das der mit Moskau verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche gehört. Iwan Rudnytskyj, Vorsteher des Vorstadtbezirkes Sykhiw, in dem die Kirche steht, erklärte nun, es gebe keinerlei Beschluss in diese Richtung.
Für den Besuch Johannes Pauls II. Ende Juni in der Ukraine ist in Sykhiw eine Begegnung des Papstes mit der Jugend geplant. In der Nähe dieses Platzes steht eine hölzerne Kapelle der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, die dem heiligen Wolodymyr (Wladimir) geweiht ist. 1991 hatte sich die dortige, damals russisch-orthodoxe Pfarre behördlich registrieren lassen und die Erlaubnis erhalten, eine Kirche zu bauen. 1993, nachdem sich die Orthodoxie in der Ukraine bereits in drei Flügel gespalten hatte, verließ die Pfarre nach mehrheitlichem Votum ihrer Gläubigen die Moskauer Jurisdiktion und schloss sich der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des «Kiewer Patriarchats» an (die von der Weltorthodoxie nicht anerkannt ist).
Die Moskau-loyale Minderheit, die nun ohne Gotteshaus dastand, errichtete als Provisorium die kleine Wolodymyr-Kapelle. Der Grund, auf dem die Kapelle steht, gehört allerdings der vom Moskauer Patriarchat abgespaltenen Pfarre; das Kirchlein wurde ohne deren Zustimmung gebaut. Es fehlt auch die behördliche Genehmigung, weil sich die Moskau-treue Gemeinde bisher nicht als eigene Pfarre registrieren hat lassen.
Dennoch gebe es keinerlei Beschluss des Lemberger Stadtrates, das Gotteshaus zu entfernen, hielt Rudnytskyj gegenüber dem Pressebüro der katholischen Kirche in der Ukraine fest.
Kathpress
10. mai 2001