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Publisert 3. januar 2001 | Oppdatert 3. januar 2001

Tübinger Theologe in «Furche»-Interview: Vatikanisches Dokument «Dominus Iesus» will zu «römischem Absolutismus» zurückführen

Wien, 3.1.01 (KAP) Der Tübinger Theologe Hans Küng wertet das vatikanische Dokument «Dominus Iesus» als Rückschritt hinter das Zweite Vatikanische Konzil. Das Konzil wollte ausschließen, dass nur eine Kirche sich als die Kirche Jesu Christi bezeichnet, stellt Küng in einem Interview in der jüngsten Ausgabe der österreichischen Wochenzeitung «Die Furche» fest. Daher hätten die Konzilsväter sich für die Formulierung entschieden, die Kirche Christi «subsistit» (existiert, ist verwirklicht) in der römisch-katholischen Kirche.

«Ich gehöre mit Kardinal Joseph Ratzinger zu den wenigen noch lebenden Konzilstheologen und weiß daher, wie die Dekrete gemeint waren - nämlich als Aufbruch nach vorne», so Küng. Als Präfekt der Glaubenskongregation mache Ratzinger nun mit seinem von ihm unterzeichneten Dokument «aus diesem Tor in die Zukunft ein Tor in die Vergangenheit, indem er versucht, alles auf den römischen Absolutismus zurückzuführen».

In «Dominus Iesus» heißt er zur Interpretation dieses Konzilstextes: «Mit dem Ausdruck 'subsistit in' wollte das Zweite Vatikanische Konzil zwei Lehrsätze miteinander in Einklang bringen: auf der einen Seite, dass die Kirche Christi trotz der Spaltungen der Christen voll nur in der katholischen Kirche weiter besteht und auf der anderen Seite, 'dass außerhalb ihres sichtbaren Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind', nämlich in den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen». Der authentischen Bedeutung des Konzilstextes «widerspricht deshalb die Interpretation jener, die von der Formel 'subsistit in' die Meinung ableiten, dass die einzige Kirche Christi auch in anderen christlichen Kirchen verwirklicht sein könnte», so das Dokument.

Küng meint dazu, wenn man den ökumenischen Prozess nicht ständig von römischer Seite «im Namen von Absolutsetzung stoppen würde, hätten wir heute die Anerkennung der protestantischen Ämter und die gemeinsame Eucharistie». Das christliche Volk sei längst viel weiter als die Hierarchie und vor allem Rom. Der nächste Papst sollte laut Ansicht Küngs «als erstes ein neues Konzil einberufen».

Zu seinem Projekt Weltethos erläutert der Theologe in dem Interview, keine Gemeinschaft könne ohne ein Minimum an gemeinsamen Maßstäben auskommen. Daher brauche das Weltethos auch eine Koalition von Glaubenden und Nichtglaubenden. In der Weltethoserklärung von Chicago von 1993 komme der Name Gott nicht vor, weil man schon wegen der Buddhisten darüber keinen Konsens herstellen könne. «Wenn alle in einem Boot sitzen, geht es nicht darum, dass der Jude und der Muslim und der Christ die gleiche Begründung für humanes Handeln haben. Die Hauptsache ist, sie rudern alle mit und schubsen niemanden ins Wasser. Ich kann doch nicht übersehen, dass es heute auch anständige nichtglaubende Menschen gibt, die dieselben ethischen Normen haben und manchmal sogar besser leben als jene, die sich auf Gott berufen», so Küng dazu.

Zudem solle das Weltethos die Menschenrechte abstützen. Wenn das Recht nicht vom Ethos unterstützt werde, hänge es in der Luft und es werde nur mangelhaft umgesetzt. Umgekehrt sei das Ethos auf das Recht angewiesen, denn nicht alle Regeln der Gesellschaft könnten nur mit Moral aufrechterhalten werden. «Moral ist nur eine Dimension der Wirklichkeit. Die Politik ist eine andere, die Religion und die Ästhetik sind wieder andere. Mir ist wichtig, dass man diese Dimensionen unterscheidet und sie dennoch zueinander in Bezug stellt», erklärte der vatikankritische Theologe. Die EU-Grundrechte-Charta bezeichnete Küng in dem Zusammenhang als ein «hervorragendes Dokument, das vom Ethos her noch deutlicher gestützt werden müsste».

Kathpress
3. januar 2001

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