Vatikanstadt, 11.9.00 (KAP) Auf die in der europäischen Diskussion vielfach übersehenen Hintergründe der neuen vatikanischen Erklärung «Dominus Iesus» hat der Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Erzbischof Marcello Zago, in einem Interview für den vatikanischen «Fides-Dienstes» hingewiesen. Zago ist seit zwei Jahren Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und war in den siebziger Jahren als Missionar in Laos tätig. In dem Interview erinnerte Zago an Positionen asiatischer katholischer Theologen, die besagten, dass «Christus zwar der Erlöser ist, aber nur für uns». Christus sei dieser Denkschule nach «nicht der einzige und absolute Erlöser».
Hintergrund für diese Positionen ist nach Meinung des Erzbischofs «die ständige Auseinandersetzung zwischen den Religionen auf diesem Kontinent». So wie es einerseits in Asien einen starken «religiösen Pluralismus» gebe, gebe es auch einen «extremen Fundamentalismus» auf Seiten der nichtchristlichen Religionen. Viele Repräsentanten nichtchristlicher Religionen wollten nicht akzeptieren, dass sich asiatische Menschen dem Evangelium zuwenden. In Indien sowie in den Ländern mit muslimischer Mehrheit - auch in Indonesien - versuche man der Kirche die Verkündigung des Evangeliums und Bekehrungen zu untersagen. In dieser Situation hätten «verschiedene Missionswissenschaftler und Theologen um des friedlichen Zusammenlebens unter den Religionen willen die Evangelisierung in Frage gestellt». Sie seien dafür, Konversionen auszuschließen. Zago: «Es ist sehr wichtig, daran zu erinnern, dass Mission theologische Beweggründe hat, die auf der Bibel und auf der christlichen Tradition gründen. Man darf den Auftrag Christi, der uns zu allen Völkern gesandt hat, nicht verleugnen».
Die von «Domuinus Iesus» bekämpfte «pluralistische Theologie der Religionen» habe für Indien «Symbolcharakter», so Zago. Doch die diesbezüglichen Vorstellungen hätten sich heute über Indien hinaus «mehr oder weniger überall durchgesetzt, auch in den Vereinigten Staaten und in Europa». Der Sinn des neuen Dokumentes liege darin, «dass man versucht, in Vergessenheit geratene theologische Aspekte wieder zu betonen».
Kathpress