Papst hatte dort erste Messfeier seit 1551 zelebriert und war anschließend 25 Minuten allein kniend im Gebet geblieben - «Einer der stärksten spirituellen Momente der Pilgerreise Johannes Pauls II.»
Jerusalem, 25.3.00 (KAP) Der vatikanische Pressesprecher Joaquin Navarro-Valls hat gegenüber der RAI angedeutet, dass der Abendmahlsaal in Jerusalem wieder eine Kirche werden könnte. Papst Johannes Paul II. hatte dort am Donnerstagmorgen mit zwölf Kardinälen und Bischöfen eine Eucharistiefeier konzelebriert. Es war das erste Mal seit 1551, dass in dem Saal wieder eine Messfeier stattfand. 1551 hatten die damaligen osmanischen Behörden in Jerusalem den Abendmahlsaal beschlagnahmt und in eine Moschee umgewandelt. Heute ist der Saal leer; er kann zwar besichtigt werden, Messfeiern waren aber bisher nicht möglich. Papst Johannes Paul II. blieb am Donnerstag nach der Messfeier allein 25 Minuten kniend im Gebet in dem Saal, in dem nach der Tradition Jesus mit den Aposteln das letzte Abendmahl gehalten hatte. Es sei einer der stärksten spirituellen Momente der Pilgerreise des Papstes gewesen, sagte Navarro-Valls.
Die Evangelien enthalten über die Lage des Gemachs, in dem Jesus vor seinem Tod mit den Aposteln das Passah-Lamm essen wollte, keine genauen Angaben. Es heißt nur, dass es in der damaligen Stadt lag und ein «geräumiger, mit Polstern versehener Saal» (Lukas 22) gewesen sei. Schon früh wurde angenommen, dass der Abendmahlsaal mit dem «Obergemach» identisch ist, in dem die Jünger dem auferstandenen Christus begegneten und die Herabkunft des Heiligen Geistes erwarteten. Ein frühchristlicher Schriftsteller, der Heilige Epiphasius, berichtete, dass Kaiser Hadrian bei seiner Palästinareise im Jahr 130 Jerusalem noch so verwüstet vorfand, wie Titus es zerstört hatte, «mit Ausnahme einiger Häuser und einer kleinen christlichen Kirche, die sich dort erhob, wo nach der Himmelfahrt des Erlösers die Jünger in den Obersaal hinaufstiegen». Ihre Lage im südwestlichen Winkel der Stadt - im Bereich des heutigen Hügels Zion - hatte sie möglicherweise vor Zerstörung bewahrt.
Im 4. Jahrhundert wurde über diesem Kirchlein eine große fünfschiffige Basilika errichtet, die den Namen «Hagia Zion» erhielt. Die Kreuzfahrer fanden sie in Trümmern vor und bauten auf den alten Fundamenten eine neue Kirche «St. Maria vom Berg Zion». Eine Kapelle im Nordschiff der Kirche war der Himmelfahrt Mariens geweiht, während das südliche Schiff den Abendmahlsaal beherbergte.
Das nach dem Ende des lateinischen Königreichs wieder verfallene Heiligtum wurde 1333 von König Robert von Neapel erworben und mit Einwilligung des Heiligen Stuhles den Franziskanern anvertraut. Roberts Gattin Sancia erbaute den Franziskanern an den Abendmahlsaal anschließend ein kleines Kloster. Die Abendmahlskapelle wurde restauriert und erhielt die heute noch vorhandene gotische Form. Zwei Säulen teilen den Raum in zwei Schiffe.
Die Franziskaner wurden 1551 von den osmanischen Behörden vertrieben, nachdem die Ansicht verbreitet worden war, dass sich unter dem Abendmahlsaal das Grab König Davids befinde. Das Gebäude wurde in eine Moschee verwandelt und der Besuch des Heiligtums großen Beschränkungen unterworfen.
Seit 1948 ist das Erdgeschoß Synagoge, in der man das Grab König Davids verehrt. Der 15 Meter lange und neun Meter breite Obersaal, zu dem man auf einer Außentreppe gelangt, ist heute leer. Er steht zwar den Besuchern offen, die eucharistische Feier, die hier ihren Ursprung hat, durfte bisher nicht gehalten werden. Ein 1936 entstandenes kleines Franziskanerkloster konnte nach zwölfjähriger Verödung nach dem Unabhängigkeitskrieg erst 1960 wieder eröffnet werden. In der 1981 renovierten Kapelle wird im Angesicht des Abendmahlsaales die Heilige Messe gefeiert.
Kathpress