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Publisert 28. mars 2000 | Oppdatert 28. mars 2000

Mit Bewunderung und Nervosität erwartet Israel den Papst - «Kathpress»-Korrespondentenbericht von Christoph Strack

Jerusalem, 21.3.00 (KAP) «Ich habe nichts gegen den Besuch des Papstes»: Die junge Israelin Linda sitzt im Straßencafe der Jerusalemer Flaniermeile Ben Yehuda, genießt die Frühlingssonne und feiert - Purim, ein religiöses Fest mit starker Ähnlichkeit zum Karneval. Wie viele ihrer Freundinnen ist Linda grell geschminkt, Musik dröhnt laut vom Balkon gegenüber, die Straße wird zum Parkett. Trotzdem wirkt Linda bei der Frage nach dem Besuch von Johannes Paul II. konzentriert. Dass sie die strenge Haltung des Gastes zu sexualethischen Fragen nicht verstehe, sagt sie, und die Umsitzenden stimmen ihr zu. Und dann, ganz ernst: «Aber ich bewundere es, dass er am Ende seines langen Weges diese Etappe auf sich nimmt und in unser Land kommt. Und ich finde es auch gut, dass er sich entschuldigt hat».

Typische Äußerungen dafür, wie Israel Papst Johannes Paul II. erwartet. Immerhin 60 Prozent der Bevölkerung stehen dem Besuch positiv gegenüber, zwölf Prozent äußerten sich negativ. Vielleicht fürchten sie die Einschränkungen durch die enormen Sicherheitsmaßnahmen, die alles bisher da gewesene in den Schatten stellen. Von offizieller Seite gab es sogar die Empfehlung, für die Dauer der Visite einfach komplett zu Hause zu bleiben.

Denn der Gelassenheit, mit der viele den römischen Gast erwarten, steht die Nervosität der Sicherheitskräfte gegenüber. Die Operation «Alter Freund» - so der Polizei-interne Codename für die Visite - beschert ihnen einen regelrechten Ausnahmezustand. Ministerpräsident Ehud Barak äußerte unlängst den Wunsch, der Besuch möge «in Frieden ablaufen». Da mag die Sorge vor Zwischenfällen mitgeklungen haben.

«Die Visite ist sehr wichtig», betonte Barak. Schließlich kommt der Papst bei seiner Pilgerreise, deren religiöser Charakter von kirchlicher Seite immer wieder betont wird, in spannende Tage des nahöstlichen Friedensprozesses. Israel kämpft im Südlibanon, verhandelt mit Syrien, ringt mit den Palästinensern. In dieser Woche zieht sich Israels Armee aus einem weiteren Teil der besetzten Gebiete zurück. Da kann ein pilgernder Gast, der von allen als Autorität geschätzt wird, auch politische Impulse setzen. So finanziert Israel den Besuch mit großem Budget mit. Vielerorts in Jerusalem hängen Vatikanfahnen, ein Plakat an der Stadtverwaltung begrüßt «Seine Heiligkeit».

Trotz aller Tagespolitik wird jedoch der Besuch von Johannes Paul II. in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Donnerstag in der israelischen Öffentlichkeit die größte Aufmerksamkeit finden. Johannes Paul II. ist bekannt für seine Wertschätzung des jüdischen Volkes. Zeitzeugen können vom Wirken des jungen Priesters Karol Wojtyla für Überlebende der Nazi-Gräuel berichten. Die jüdische «Anti-Defamation League» schaltete zum Auftakt der Heilig-Land-Reise des Papstes doppelseitige Anzeigen in den israelischen Zeitungen mit Zitaten des Papstes zum Judentum, 19 an der Zahl: «Sie sind unsere älteren Brüder», heißt es zum Beispiel aus einer Papstansprache. Aber so groß der Respekt für Johannes Paul II. ist, so wenig Verständnis haben Historiker und Theologen für die Haltung Papst Pius XII. während der Nazi-Zeit. Sie werfen ihm Schweigen vor.

So ging vielen auch die Vergebungsbitte des Papstes vom 12. März «nicht weit genug», wie es Schewach Weiss sagt, Vorsitzender von Yad Vashem. Er erhofft sich einen «Höhepunkt» vielleicht aller Papstreisen, wenn Johannes Paul II. die Gedenkstätte besucht. Und der aschkenasische Oberrabbiner Israel Meir Lau war spürbar enttäuscht, dass der Papst zwar den Antijudaismus benannt, aber die Shoah nicht einmal erwähnt habe. Mitten im Purimtrubel der Ben Yehuda steht an diesem Mittag ein einsamer Demonstrant: «Hitlers Papst Pius XII. - Hamas' Papst Johannes Paul II.» steht auf seinen Plakaten. Keiner nimmt Notiz. Nur zwei ausländische Kamerateams sind dankbar für die Szene.

Kathpress

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